56 Sphären der Welt

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Irgendwie steckt in unseren Köpfen ja die Vorstellung fest, dass unsere Ahnen ein einfacheres Weltbild als wir hatten. Das war aber bei Weitem nicht so. Es gab Modelle, die durchaus sehr wissenschaftlich und systematisch waren und Aristoteles war ein Meister dieses Fachs. Seine Kosmologie hatte nicht weniger als 56 Schichten (Die Erde + 55 Sphären darüber).

Quellen: Kosmologie des Mittelalters:https://www.klett.de/web/uploads/Impulse_By_10_008_009.pdf
Sphären: https://de.wikipedia.org/wiki/Sph%C3%A4re
http://physics.ucr.edu/~wudka/Physics7/Notes_www/node35.html (Englisch)
https://de.wikipedia.org/wiki/Kosmologie_des_Mittelalters
Mathematical Models of the Greeks (Englisch):https://beforenewton.wordpress.com/daily-readings/august-26-greek-and-roman-cosmology/

Bild:https://en.wikipedia.org/wiki/Dynamics_of_the_celestial_spheres#/media/File:Angelic_movers.jpg

 

#056 – 56 Sphären der Welt

Ungezählte Male lag ich schon auf meinem Rücken, auf einer Wiese, einer Veranda, auf einem Dach und habe in den Nachthimmel geguckt. Eine ziemlich lange Zeit war das eine meiner Lieblingsbeschäftigungen.

So wie dieses Modell stellen wir uns oft vor, haben unsere Ahnen Sinn in der Welt gefunden. Schon die alten Griechen haben beschlossen, dass die Erde eine Kugel sein muss. Ein Urvater des mittelalterlichen und antiken Weltbildes hier ist Platon und er teilte sie in Schichten ein. Die wichtigste Schicht natürlich war die sublunare Schicht. Das war alles zwischen Erde und Mond. Die Erde war in vier Zonen unterteilt, in einer beliebten Analogie wurde damals das Modell der Welt auch mit einem Ei verglichen – das sogenannte Weltei, das entsprechend aus Dotterei, Weißei, Haut und Schale besteht. Und so war das eben auch mit der sublunaren Welt. Die bestand nämlich aus Erde, darüber Wasser, darüber Luft und eben dann bis zur Sphäre des Mondes, dem Feuer.

Bei Platon und bei vielen anderen Denkern gabe es dann noch drei weitere Sphären, nämlich einmal die Sphäre des Mondes, die Sphäre der Sonne und dann die Sphäre der Fixsterne. Man sah die Fixsterne als nicht weiter wichtig und zentral an und stellte sich das wie eine Art Schale mit leuchtenden Löchern vor. Das war vielen dann aber auch viel zu wenig. Das heißt, dann gab es bald weitere Sphären. Nämlich für zum Beispiel die Planeten Venus und Merkur und dann Mars, Jupiter und Saturn, die alle von der Erde mit bloßem Auge sichtbaren Himmelskörper.

Aus der Bibel leiteten dann später im Mittelalter Denker noch her, dass es noch eine weitere Sphäre geben musste. Denn in der Bibel wird von den Wassern über der Erde und den Wassern unter der Erde gesprochen und das war dann die sogenannte Kristallsphäre. Das Element, das für die Bewegung am Himmel verantwortlich ist. Die Kristallsphäre galt dann auch oft als Sitz der Heiligen und Seeligen und das war dann sozusagen die letzte Trennfolge zwischen dem Sitz Gottes, der aller äußersten Sphäre. Wir sind also dann schonmal bei geschmeidigen 10 Sphären.

Das war natürlich immer noch viel zu einfach, um zu erklären oder gar vorherzusagen, wie sich Körper am Himmel bewegen. Antike Denker haben das immer schon erkannt. Aristoteles ist das populärste Beispiel eines Denkers, der geradezu obzessiv an einem Modell arbeitete, mit dem auch Vorhersagen möglich sein sollten.

Das Sphärenmodell von Aristoteles hatte insgesamt 56 Elemente. Nämlich die sublunare Welt und 55 Sphären um diese Welt herum. Wie genau die sich bewegen und wie genau die miteinander interagieren war dann eben das Modell und Regelwerk, mit deren Hilfe Aristoteles Bewegungen am Himmel vorhersagen konnte und alles erklärte, was die damalige Welt wirklich beobachten konnte.

Dadurch, dass man immer noch glaubte die Welt wäre im Zentrum des Interesses, ergaben sich am Himmel zum Teil sehr wilde und schwer vorhersagbare Bewegungen und Aristoteles hatte deswegen auch ein ziemlich kompliziertes Modell zu bauen, das auch nicht mehr so leicht zu erlernen und zu verstehen war. In wissenschaftlicher Herangehensweise stellte er immer wieder neue Veränderungen als Theorie auf und prüfte dann, ob er damit Vorhersagen treffen konnte und ob das mit Beobachtungen übereinstimmte.

Und das Schichtmodell, das Sphärenmodell der damaligen Welt ist besonders, wenn man es noch anreichert mit den mittelalterlichen Erklärungen und Mythen, ein faszinierendes und ein komplexes, ein eher furchteinflößendes.

Bis bald.