57 Varianten =^_^=

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Die Firma Heinz ist nicht der Erfinder des Ketchups aber schon sehr nah dran. 1869 gegründet ist Heinz einer der größten Lebensmittelmarken der Welt und trägt die 57 prominent im Logo

Quellen: https://en.wikipedia.org/wiki/Heinz_57
https://de.wikipedia.org/wiki/H._J._Heinz_Company
http://www.snopes.com/business/hidden/heinz57.asp

Bild: https://www.flickr.com/photos/boston_public_library/10312236086

 

#057 – 57 Varianten

Die Lebensmittelindustrie ist durch und durch faszinierend. Wer hat nicht schon mal davon gehört, dass Nestle praktisch so gut wie die Hälfte des durchschnittlichen Kühlschrankinhalts produziert?

Wenn wir durch einen Supermarkt gehen, schauen wir als Verbraucher immer nur auf die einzelne Marke. Uns ist es wahlweise egal oder nicht bewusst, dass oft nur wenige, große Unternehmen sich den gesamten Markt aufgeteilt haben. Eines dieser großen Unternehmen, die sehr dominant sind, zumindest im amerikanischen Raum, ist die Firma Heinz. Man kennt die sicherlich überwiegend hierzulande für Heinz Ketchup. Das ist auch deren Hauptbrand in den Vereinigten Staaten. Aber sie waren zum Beispiel auch mehrere Jahre lang Besitzer der Marken Weight Watchers oder Sonnen-Bassermann, die man jetzt vielleicht nicht mit Heinz in Verbindung gebracht hätte.

Gegründet wurde Heinz von den in der Nähe von Pittsburgh, Pennsylvania geborenen Henry John Heinz. Von dem wird berichtet, dass er schon im Alter von acht Jahren aus dem Garten seiner Eltern, Obst und Gemüse verkaufte. Und später dann mit zwölf bereits sein eigenes Stück Garten bestellte und die Erzeugnisse in der Nachbarschaft vertrieb. Das war aber trotz allem nicht der direkte Karriereweg von Henry. Der führte erst mal über eine Laufbahn als Bauer.

Das war allerdings nicht unbedingt gerade die Tätigkeit, bei der dem jungen Henry ein Herz aufging und so besann er sich dann, doch wieder zurück auf seine Anfänge und gründet 1869 die Firma, die dann später Heinz & Noble Company heißen sollte und neben verschiedenen eingelegten Produkten eben so Dinge wie Pickles, Essig, Sellerie usw. verkaufte.

Die Firma wuchs zunächst explosionsartig und hatte einen bis dahin selten gesehenen Erfolg. Allerdings gab es in der Zeit einiges an Finanztrubel und deswegen ging er auch einmal komplett pleite mit seiner Firma. Sein Bruder und sein Cousin sprangen ein. Das ganze wurde noch einmal überarbeitet und die auch heute noch bekannte F. & J. Heinz wurde 1876 gegründet.

Heinz ist nicht wirklich der Erfinder des modernen Ketchups, aber er ist ziemlich nah dran. Laut Wikipedia, wie wir alle wissen, ein historisch absolut wasserdichtes Nachschlagewerk, wird Ketchup auf das Jahr 1836 datiert. Es wurde natürlich in Amerika erfunden und zwar von dem Amerikaner Jonas Yerkes, der angeblich den ersten Ketchup in einer Flasche dann 1837 verkauft haben soll.

Heinz kann man dann aber 1876 dafür verantwortlich machen, Ketchup in die Masse getragen zu haben. Das ist auch heute noch der sicherlich stärkste Produktzweig von Heinz. Saucen aller Art und ganz besonders verschiedene Ketchupsorten. Und damals bei Markteinführung wurde es beworben mit “blessed relief for mother and other women in the household”, was so viel heißt wie “unglaubliche Erleicherung für Mutti und die anderen Frauen im Haushalt”, was darauf abzielte, dass Ketchupherstellung schon sehr verbreitet war, aber auch sehr aufwendig. Und natürlich Frauen in der damaligen Zeit für’s Kochen zuständig waren und damit war Ketchup aus der Flasche praktisch eine Art Fast Food – Fertigessen – und durch und durch ein rasender Erfolg.

Damals waren übrigens die Ketchupsorten längst nicht so süß und sauer, wie sie heute sind. Das ist ein Produkt der Lebensmitteltechnik, weil man natürlich Ketchup haltbar machen wollte. Und Ketchup kann man nur haltbar machen, wenn man in den Flaschen ein Klima schafft, in dem sich Bakterien nicht wohlfühlen. Sauer und süß funktioniert da ganz gut und deswegen ist Ketchup fast so süß wie Cola und fast so sauer, wie eine eingelegte Essiggurke. Aber der heutige Geschmack hat sich daran gewöhnt und wir wollen das inzwischen auch gar nicht mehr anders.

Wenn man nun eine Heinz Ketchupflasche in die Hand nimmt, dann hat die oben am Hals ein Etikett. Und auf diesem Etikett am Flaschenhals steht groß und dominant eine Zahl – die 57. Die 57 bezieht sich auf eine der erfolgreichsten Werbekampagnen der amerikanischen Werbeindustrie. Die 57 Varieties. Mit dieser Catch-Phrase behauptete nämlich Heinz, insgesamt 57 verschiedene Produket herzustellen. Das war gelogen. Es waren nämlich inzwischen zu der Zeit schon mehr als 60. Warum gerade 57 erklärte Heinz folgendermaßen: Die 5 wäre seine Lucky Number immer schon gewesen. Und die 7, naja, das war die Lucky Number seiner Frau. So kam er also zu den 57, das klang irgendwie richtig. Damals konnte man solche Behauptungen auch einfach noch aufstellen und wurde als erfolgreiche Werbekampagne gestartet.

Bis heute ist die 57 ein Synonym für Heinz. Soweit, dass es sogar in der Wikipedia nochmal einen eigenen Eintrag für Heinz 57 gibt, der die Geschichte dieses Slogans erklärt. Überhaupt auf die Idee für diese Kampagne war er übrigens gekommen, als er eine Schuhwerbung gesehen hatte, die von 21 Styles sprach. Anscheinend hatte man es zu der Zeit irgendwie mit Zahlen und natürlich war und ist die Vielfalt im Angebot immer noch ein großes Anliegen heutiger Hersteller.

Ich selbst wäre mit drei Saucen übrigens völlig glücklich. Und… eigentlich brauche ich nur eine. Ich kaufe in der Regel eine Sorte Ketchup – immer die gleiche und wenn wir mal grillen noch zwei Sorten anderen Ketchup als Grillsauce. Ich bin dann einfach wahrscheinlich nur phantasielos. Und mit diesen Gedanken lasse ich Dich jetzt mal zurück. Es gibt im besagten Wikipediaartikel die vollständige Liste aller dieser 57 Produkte – kannst Dich ja mal durchprobieren und berichten, wie es so war.

Bis bald.

3 Kommentare

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Dank dir für die schnelle Auskunft und somit dem Link zu dieser Sammlung. Auch wenn mich die meiste, in Podcasts allgemein, verwendete Musik nicht weiter interessiert, so bejahe ich das Prinzip sie einzubauen dennoch, weil ich dadurch schon einige schöne Stücke für mich entdeckt habe.

Und bei der Gelegenheit noch ein grundsätzliches Dankeschön für deinen informativen und unterhaltsamen Podcast, auch wenn ich mit dem Hören hinterherhinke 🙂

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