Zehn – Gebote für alle Geschmäcker

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In Episode 5 ging es ja bereits um Religion (und ein klein wenig auch in Episode 3). Heute holen wir zum großen Wurf aus und schauen uns den Dekalog, die 10 Gebote an und einige ihrer Alternativen an…

Episodenlinks & quellen:

 

#010 –  Zehn – Gebote für alle Geschmäcker

Ich finde, heute ist es Zeit für Religion und die Zehn Gebote, weil es Episode zehn ist. Und damit fange ich jetzt einfach mal an, uns allen in Erinnerung zu rufen, wie der genaue Wortlaut der Zehn Gebote doch gleich nochmal ist. Na? – Weißt Du es noch? Kriegst Du es hin?

  1. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.
  2. Du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen.
  3. Du sollst den Feiertag heiligen.
  4. Du sollst Deinen Vater und Deine Mutter ehren.
  5. Du sollst nicht töten.
  6. Du sollst nicht ehebrechen.
  7. Du sollst nicht stehlen.
  8. Du sollst kein falsches Zeugnis geben über deinen Nächsten.
  9. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.
  10. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib/Knecht/Magd/Vieh, noch alles was Dein Nächster hat.

In der Bibel gibt es mehrere Fassungen der Zehn Gebote. Die unterscheiden sich zum Teil auch recht deutlich. Denn abhängig davon, wo man nachschlägt, sind sie auch mal eingebettet in ausgiebige Speisevorschriften beispielsweise. So gibt es einen Satz an Geboten, in denen einem verboten wird ein Zicklein in der Milch seiner Mutter zu kochen, was ja heutzutage nicht wirklich überliefert wurde und ich glaube auch nicht für uns alle als Wegweiser gelten soll.

Überhaupt kann man argumentieren, dass die Zehn Gebote als Wegweiser nur eingeschränkt zu gebrauchen sind. Natürlich ist es gut, sich nochmal in Erinnerung zu rufen, dass man nicht töten soll. Die Frage stellt sich, ob man dafür wirklich ein Gebot braucht. Aber umgekehrt wäre es auch schön, wenn hier ein Gebot wie “Du sollst nicht vergewaltigen” und “Du sollst Deine Kinder nicht schlagen” stehen würde.

Beim Lesen durch die Zehn Gebote habe ich mich übrigens auch schon immer gefragt, warum Gott eigentlich gleich drei Gebote für sich selbst braucht von diesen Zehn. Nämlich das erste, zweite und dritte, die sich eigentlich alle damit beschäftigen, wie er verehrt werden möchte und dass man gefälligst keinen anderen Gott neben ihm verehren sollte.

Und warum wir das heute immernoch für zeitgemäß halten? Wahrscheinlich, weil es eben in der Bibel steht, aber es gibt ja ganz andere Dinge in der Bibel, die wir ganz selbstverständlich auch nicht mehr als zeitgemäß erachten und deswegen umdeuten, anders formulieren oder erweitern.

Dankenswerterweise haben das einige Denker da draußen auch schon gemacht. Es gibt eine ganze Palette von alternativen Vorschlägen für Wertekanons. Zehn Gebote mit alternativer Ausrichtung. Richtig spannend fand ich eine Crowdsource Version der Zehn Gebote. Da gab es mehr als 2.800 Einsendungen aus 18 Ländern und aus denen wurde dann letztlich durch ein Panel ausgewählt, welche Zehn Gebote es denn in einen modernen Satz der Zehn Gebote schaffen sollten.

 

  • Seit offen für Neues und sei willig, Deine Ansichten zu ändern, wenn sich neue Beweise ergeben
  • Versuche zu verstehen, was wahrscheinlich die Wahrheit ist und nicht nur zu glauben, was Du gerne wahrhaben möchtest
  • Die wissenschaftliche Methode ist der sicherste Weg, die natürliche Welt zu verstehen.
  • Jede Person hat das uneingeschränkte Recht über ihren Körper zu verfügen.
  • Für ein gutes sinnhaftes Leben oder um eine gute Person zu sein, braucht es keinen Gott
  • Beachte die Konsequenzen Deiner Handlungen und akzeptiere die Verantwortung für sie.
  • Behandele andere so, wie auch Du behandelt werden möchtest.
  • Beachte ihren Standpunkt
  • Wir sind verantwortlich auch andere zu berücksichtigen, inklusive zukünftiger Generationen.
  • Es gibt keinen einzigen wahren Weg zu leben. Verlasse die Welt als einen besseren Planeten, als Du sie gefunden hast.

 

Amen!

Tja, es gibt noch eine ganze Reihe andere Dekaloge. Ich mag Sumum ganz gerne. Das ist die Philosophie hinter dem Gnostizismus, die davon ausgeht, dass es sieben Prinzipien gab, die eigentlich Moses auf dem Berg Sinai bekommen hat. Weil aber die Israeliten nicht weit genug waren, diese sieben Prinzipien zu verstehen, ist er nochmal raufgelatscht und kam dann mit den zwei Steintafeln runter. Aber Gott sei Dank, die gnostische Philosophie hat uns diese sieben Prinzipien erhalten. Lest am besten selbst mal nach. Wikipedia enthält eine vollständige Liste.

Oder auch Rastafari – eine Religionsparodie – hat natürlich auch Zehn Gebote. Eigentlich eher so acht. Und auch keine Du sollst, sondern Ich würde mich freuen, wenn Du es eher nicht tun würdest. Naja. Und wenn man das so nicht stehen lassen kann, finde ich, muss noch einer sein. Ich habe noch einen für Dich, meinen Favoriten: Die zwölf Gimpelgesetze aus Walter Moers 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär.

Viel Spaß und bis morgen!

 

  1. Ehre das Gimp!
  2. Du sollst keinen weißen Hahn mit seinem Namen grüßen!
  3. Du sollst kein Holz essen!
  4. Wenn du zwei übereinander gelegte Hölzer auf dem Boden siehst, sollst du sie nicht mit dem rechten Fuße vorwärts übertreten, sondern rückwärts mit dem linken; ferner sollst du die Hölzer nicht verspeisen!
  5. Fällt der Schatten eines Geiers auf ein erloschenes Feuer, so musst du dieses dreimal neu entfachen, denn sonst droht großes Unglück.
  6. Kreuzt du den Weg eines weißen Hahns, der auf zwei übereinandergelegten Hölzern sitzt, so darfst du ihn nicht schlagen; noch sollst du ihn mit Namen grüßen oder von den Hölzern kosten!
  7. Du sollst einen Namen tragen, der sei wie kein anderer Name im ganzen Universum! Begegnest du einem deiner Brüder, so sollst du ihn fehlerfrei und mit vollem Namen anreden!
  8. Fällt der Schatten eines Geiers auf einen weißen Hahn, der auf zwei verkohlten Hölzern eines erloschenen Feuers sitzt, befindest du dich in einer beklagenswerten Situation. Du sollst dennoch nicht deinen Mut sinken lassen noch den Hahn mit seinem Namen grüßen, die Hölzer verspeisen, den Geier schlagen oder deinen Bruder unzureichend begrüßen!
  9. Du sollst nicht rückwärts finkeln!
  10. Du sollst nicht vorwärts finkeln!
  11. Du sollst nicht auf einer Düne nächtigen, die gegen Mittag wandert! Wandert sie hingegen Richtung Abend, dann gute Nacht!
  12. Du sollst nach der Stadt mit dem Namen Anagrom Ataf gehen, und wenn du sie gefunden hast, sollst du sie fangen und zu deiner Heimstadt machen für immerdar!