243 – Winchester Mansion

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Winchester ist ein amerikanisches Traditionsunternehmen, das im 19. Jahrhundert die erfolgreichste Waffenproduktion war. In diesem Podcast soll es aber weniger um das Unternehmen an sich gehen sondern vielmehr um Sarah Winchester, Erbin des Unternehmens und Vermögens, die über 38 Jahre hinweg ein Haus gebaut hat, das als „Winchester Mystery House“ die Phantasie der Menschen beflügelt…

Bild: By The original uploader was Gentgeen at English Wikipedia – Transferred from en.wikipedia to Commons. http://www.cr.nps.gov/nr/travel/santaclara/win.htm, Public Domain,https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1661430

 

#243 – Winchester Mansion

Als ich nach der heutigen Zahl, der 243, gesucht habe, kam eine Unmenge von Treffern mit Patronenwerbung zurück. Also Patronen für Gewehre, und zwar speziell die Pump 243 Winchester. Und diese Patrone wird speziell für die Jagd eingesetzt bis eine Standartpatrone, wie man sie in den USA zumindest überall kaufen kann.

Winchester oder besser gesagt die Winchester Repeating Arms Company ist der vielleicht renommierteste Hersteller von Feuerwaffen in den USA. Deren Gesichte beginnt 1855 in Conneticut als nämlich Oliver Winchester die Volcanic Repeating Arms Company eine vom Bankrott bedrohte Waffenfirma kaufte. Waffenfirma klingt irgendwie so groß heutzutage. Ein Hersteller von Pistolen und Gewehren wäre wahrscheinlich passender. Jedenfalls hatte Oliver am Anfang beide Hände voll zu tun diese Firma vor dem Bankrott zu bewahren. Er organisierte die Prozesse um, entwickelte neue Waffen und war so leidlich erfolgreich damit. Bis er 1873 die Winchester Repeater Rifle oder wie die Amerikaner auch hin und wieder mal sagen “The gun that won the west” entwickelte.

Das war praktisch die Standardwaffe, die amerikanische Siedler auf ihren Tracks bei sich führten. Und weil es so viele von diesen Siedlern gab, wurden viele Waffen verkauft. Und weil so viele Waffen verkauft wurden, wurde Winchester zu einem der reichsten Männer Amerikas.

Aber natürlich ist das alles relativ, denn wirklich arm war Winchester auch davor schon nicht. Schließlich konnte er sich es leisten, dieses Unternehmen zu kaufen. Er hatte ein nicht unbeträchtliches Vermögen von seiner Familie geerbt und er war auch schon etwas länger in dem Waffengeschäft.

Bis heute kann man seine Waffen und seine Patronen natürlich immernoch kaufen. Aber darum geht es mir jetzt im Moment erstmal gar nicht. Oliver Winchester hatte einen Sohn, William. Und William hatte 1867 die gleichermaßen hochintelligente und wunderschöne Sarah geheiratet. Als der Erbe der Winchesters war er natürlich in die Geschäfte eingebunden, aber er hatte noch ein relativ leichtes Spiel. In erster Linie profitierte er von dem Familienvermögen, das sein Vater Oliver schon angehäuft hatte.

Jedenfalls lebte er mit seiner Frau in Conneticut und bald stellte sich auch Nachwuchs ein – eine Tochter wurde geboren. Und ab hier geht es leider abwärts. Denn das erste was sich herausstellt ist, dass die Tochter keine Proteine verarbeiten kann und so bleibt der Familie nichts anderes übrig, als ihr dabei zuzusehen, wie sie vor ihren Augen bei lebendigem Leibe verhungert.

Dann als nächstes, wenige Jahre darauf, stirbt der Vater Oliver. Als Haupterbe übernimmt nun William die Geschäfte, stirbt aber ein Jahr darauf an Tuberkulose. Den Erzählungen nach sei es dann so gewesen, dass Sarah Winchester der Überzeugung war, dass die Geister der durch die Winchester Waffen Getöteten für diese ganzen Ereignisse verantwortlich waren und sich an ihr rächen wollten.

Außerdem, und nicht ganz unüblich für solche Kreise in der damaligen Zeit, war Sarah Winchester mit einem spirituellen Medium befreundet, das mit ihr Séancen abhielt. Und in einer solchen Séance soll eben der verstorbene William Winchester ihr mitgeteilt haben, dass er von den Geistern der Verstorbenen gejagt und sie dasselbe Schicksal ereilen würde, wenn sie nicht ein Haus für diese Geister bauen würde.

Dieses Haus müsste auch ständig weiter wachsen, denn es würden immer neue Winchester-Opfer dazu kommen. Wenn sie das aber täte, so der Geist von William, dann hätte sie eine Chance auf Unsterblichkeit. Das alles ist natürlich eine Legende. So richtig belegbare Quellen gibt es für diese ganzen Erzählungen nicht. Was aber belegt ist, ist dass Sarah Winchester nun nach New Haven in Californien umzog und dort ein Farmhaus mit acht Räumen kaufte und sofort damit anfing es weiter auszubauen. Innerhalb der ersten 6 Monate wurde das Haus so von 8 Zimmern auf 26 Zimmer ausgebaut. Und angeblich soll diese Baustelle, so wird zumindest immer wieder behauptet, 38 Jahre lang in Betrieb gewesen sein und das 24 Stunden am Tag in rotierenden Schichten. Angeblich – wie gesagt.

Weil die Bauzeit aber so lange war, ist natürlich das Winchester Mansion, wie es heute genannt wird, eine Mischung aus den verschiedensten Architekturstilen. Wild durcheinander gewürfelt. Außerdem hat es Türen, die nach nirgendwo führen oder Treppenhäuser, die auf halbem Weg stoppen, geheime Gänge usw.

Sarah war nicht sonderlich gesellig. Das heißt, dieses ganze Anwesen war eigentlich ihr privates Projekt und ihr privater Besitz, zumindest wenn man die Bediensteten wegrechnet. Das waren immerhin 18 Diener, 13 Teppichleger, 8 bis 10 Gärtner und 2 Chauffeure. Aber wenn man eben mal von diesen so rund 40 Leuten absieht, war das eigentlich fast schon privat.

Gestorben ist sie dann 1922. Das wurde also nichts mit der Unsterblichkeit. Das ist auch der Startpunkt als die Legenden rund um Sarah Winchester so richtig Fahrt aufnahmen.

1923 wurde dann das Haus von einem Unternehmer gekauft, der da eine Chance sah, die Geschichte von Sarah Winchester gewinnbringend zu verkaufen und zu vermarkten und das wird auch bis heute fleißig getan. Man kann Touren in Winchester Mansion buchen. Es gibt Bücher darüber. Es gibt Dokumentarfilme, die man sich auf Youtube anschauen kann. Und mit seinen 150 Zimmern, 2.000 Türen, 47 Kaminen, 40 Schlafzimmern, 40 Treppenhäusern, 17 Abzügen, 13 Badezimmern, 6 Küchen, 3 Aufzügen, 2 Kellern und einer Dusche ist dieses Haus auch wirklich beeindrucken.

Und auch wenn die Theorie, dass Sarah Winchester getrieben von dem Wunsch der Geister der Ermordeten zu entkommen dieses Haus baute, ziemlich beliebt ist, gibt es auch noch eine alternative Deutung: Sie lebte nämlich in einer Zeit, in der bestimmte Berufe schlicht für Frauen nicht offen standen. Und sie hatte eine Leidenschaft für Architektur. Das ist die alternative Erklärung. Dass nämlich Sarah Winchester an dem einen Platz, an dem sie Architektin sein durfte in ihrem eigenen Haus, genau diese Leidenschaft auslebte und deswegen so viele Räume bauen lies und deswegen so viele Stile mischte.

Die Treppen, die ins nirgendwo führen oder Türen, die plötzlich in einer Wand enden, die lassen sich auch erklären. Denn ein Erdbeben mit nicht ganz unwesentlichen Verschiebungen und Zerstörungen könnte eigentlich auch als Begründung für diese Phänomene herhalten. Aber es ist natürlich nicht ganz so gruselig und spannend und mysteriös.

Bis bald.

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