25,4mm sind ein Zoll =^_^=

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Themenpate: @tifftoffo

Zollangaben sind eigentlich nur noch im angloamerikanischen Raum Alltag. Aber trotzdem begegnen sie auch uns ständig…

https://de.wikipedia.org/wiki/Zoll_(Einheit)
https://de.wikipedia.org/wiki/Fu%C3%9F_(Einheit)

Bild: CC0, Pixabay (https://pixabay.com/en/inches-imperial-measure-inch-foot-953424/)

 

#254 – 25,4mm sind ein Zoll

In unseren Breiten ist das metrische System vorherrschend. Aber was heißt denn das?

Das ist den meisten Leuten erstmal nicht wirklich präsent. Das heißt irgendwas damit, dass man alles durch 10 und durch 100 teilen kann, oder? – Stimmt! Es bedeutet nichts anderes als, dass 10 Millimeter = 1 Zentimeter ergeben, 10 Zentimeter = 1 Dezimeter, 10 Dezimeter = 1 Meter, 1000 Meter = 1 Kilometer. Das sind alles Vielfache von 10, mit denen wir hier arbeiten. Das macht so manches in der Berechnung von unseren Einheiten einfacher.

Wieviel einfacher wird erst dann klar, wenn wir mal mit den anderen verschiedenen Systemen, die zur Auswahl stehen, zu tun haben und versuchen umzurechnen. Da gibt es eins, das gebräuchlicher ist als andere und das uns dauernd in unserem Alltag begegnet, nämlich der Zoll. Und da muss ich auch kurz einen Themenpatenhinweis loswerden, denn der Zoll wurde vom Twitteruser @tifftoffo als Thema vorgeschlagen. Danke dafür!

Was hat der mit der 254 zu tun? Ganz einfach: Ein Zoll sind 2,54 Zentimeter. Und woher kommt nun der Zoll? – Wenn man sich in der Geschichte umschaut, dann haben Menschen schon lange mit der Aufgabe zu tun gehabt, Längenmaße einigermaßen nachvollziehbar festzuhalten. Der einfachste Maßstab ist der eigene Körper. Und so gab es in der Vergangenheit Maße wie Elle, Speiche, ein Klafter – das ist die Spanne, die ein erwachsener Mann mit seinen ausgebreiteten Armen erreicht. Oder auch zum Beispiel Fuß. Und der Zoll lässt sich vom Fuß ableiten. Ein Zoll ist nämlich ein Zwölftel eines Fußes. Alternativ kann man auch einen Daumenbreit nehmen als Maßeinheit und nähert sich damit auch in etwa dem Zoll an.

Alle diese Herleitungen haben natürlich einen großen Fehler: Dass sie nämlich sehr variieren, je nach dem, wer denn nun misst. Und deswegen wurde dann auch relativ schnell versucht, das ganze einigermaßen genau festzulegen. Bei dem Zusammenhang zwischen Zoll und Fuß ist es dann auch noch wirklich schmerzhaft, dass 12 Zoll einen Fuß ergeben. Wie will man denn damit umrechnen?

Aber auch das gab es in der Vergangenheit schon öfter. Es kommt ja nicht von ungefähr, dass wir ein Dutzend als eigenes Wort haben. Weil sich aber mit 10er-Potenzen leichter rechnen lässt, hat sich dann irgendwann im wissenschaftlichen Betrieb das metrische System als Mittel der Wahl nach und nach durchgesetzt. Und die meisten Länder dieser Erde haben das als einen Fortschritt angesehen und sind dem metrischen System auch im Alltag gefolgt.

Wie es aber immer so ist, gibt es Ausnahmen und auch da gibt es eine wirklich große wichtige Ausnahme, nämlich der angloamerikanische Sprachraum. In den USA und in Großbritannien ist man eben nicht vollständig gefolgt. Zwar wird das metrische System im Wissenschaftsbetrieb im Allgemeinen verwendet; auch im Ingenieurswesen ist es das dominante System, aber es gibt im Alltag und in ganz vielen Anwendungen nach wie vor Zoll und Fuß und wie sie alle heißen.

Zum Beispiel beim Jeanskauf, da wird nämlich die Bundweite und die Länge in Zoll angegeben und geschrieben wird das mit diesen Doppelhochkommas (“). Ich habe da eine 33 36 als ideale Größe. Oder bei Bildschirmdiagonalen. Ich sitze zum Beispiel gerade an einem 15 Zoll Laptop. Neben mir liegt ein 12 Zoll Tablet und mein Handy, das hat 5 Zoll. Und gemeint ist damit immer die Bildschirmdiagonale. Manchmal gibt es auch Kombinationsmaße. Zum Beispiel werden Bildschirmauflösungen in DPI angegeben. Das steht für Dots per inch – also Punkte pro Zoll.

Das ist natürlich auch ein bisschen irreführend, denn wir reden ja auf Bildschirmflächen nunmal von Quadratzoll – also Zoll in rechteckiger Form sozusagen. Aber so genau wollen wir es jetzt auch gar nicht nehmen.

Richtig irrsinnig wird’s, wenn man Zoll auch nur noch aus historischen Gründen als Bezeichner verwendet. Zum Beispiel ist es so, dass in der Halbleiterindustrie Zollangaben noch gemacht werden. Aber die reden dann eigentlich nicht mehr von den richtigen Zollangaben, sondern runden großzügig auf metrische Angaben auf oder ab.

Und im Maschinenbau oder in Alltagsgeräten finden wir Zoll natürlich auch an allen möglichen Stellen, zum Beispiel Fahrrad- und Autofelgen werden in Zoll angegeben. Oder beim Tennis, die Griffstärke. Oder auch Golfschläger haben Maße, die in Zoll definiert sind. Oder in der Luft- und in der Schifffahrt, auch da braucht es natürlich nach wie vor beides.

Aber wenigstens haben wir uns so einigermaßen darauf verständigt, dass es eben diese 2 Zentimeter und 54 Millimeter sind, die als Umrechnung verwendet werden. Denn auch das war längst nicht selbstverständlich. Die verschiedenen Herleitungen in den verschiedenen Regionen konnten unterschiedlich sein. Und so gab es unterschiedliche Zollangaben. Es gab den sogenannten Imperial Inch, der im Vereinigten Königreich galt. Es gab den Survey Inch, der in den USA galt. Dann gab es einen eigenen Zoll in Frankreich, einen in Baden, Schweiz, Hessen, Pfalz, Bayern, ja… wir hatten alle eigene Zolle und es muss eine wahre Freude gewesen sein im asiatischen Raum Handel zu treiben, die wiederum eigene Angaben pflegten.

Inzwischen rechnen wir also wenigstens nur noch zwischen Zoll und Zentimeter um und haben für beides eine präzise Angabe, was wir eigentlich damit meinen. Wer weiß – irgendwann werden vielleicht auch die Amerikaner und die Briten auf’s metrische System umsteigen und wir haben nur noch ein Maß, das wir überall messen. Kann das vielleicht jemand zum Gegenstand für die Brexit-Verhandlungen machen? Das wäre doch mal was. So nach dem Muster: Ihr dürft weiterhin Autos in die EU verkaufen, dafür müsst ihr aber jetzt mal auf’s metrische System umsteigen.

Bis bald!

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