266 – Der lächelnde Papst =^_^=

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Papst Johannes-Paul I. war nicht nur der erste Papst mit Doppelnamen sondern auch der erste, der ein Telefon bediente und die traditionelle Krönung der Päpste ablehnte. Leider waren ihm nur 33 Tage Pontifikat gegönnt bevor ihn lt. Verschwörungstheoretikern die Freimaurer umbrachten (oder Außerirdische, oder korrupte Angehörige des Vatikans…). Vielleicht war es aber auch nur ein Herzinfarkt…

https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Paul_I.
http://www.n24.de/n24/Nachrichten/Panorama/d/1818894/hintergrund–franziskus-ist-papst-nummer-266.html

 

https://www.youtube.com/watch?v=-UEdsH8EhCc

Bild: Von User:mAgulEigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1848133

 

#266 – Der lächelnde Papst

N24 war sich ganz sicher: Papst Franziskus sei das 266. Kirchenoberhaupt, das bisher gewählt worden wäre und eigentlich gäbe es ja nur 263 Namen auf der Liste, weil ein Papst gleich dreimal regiert hätte. So steht es zu lesen in einem Artikel, den ich gefunden habe, als ich für die 263 recherchiert habe. Klingt auch super… stimmt aber so nicht.

Das ist die eine Erkenntnis, die ich auf jeden Fall gewonnen habe. So stimmt das nicht. Die Wikipedia listet schon mal mehr als 266 Päpste. Die kommt nämlich bei 269 an. Und es ist ja zugegebenermaßen mit den Päpsten auch irgendwie gar nicht so einfach. Da ist es nämlich schon mal so, dass es ein Sechstpäpstejahr gab, wo die Päpste zum Teil doppelt und dreifach im Amt waren und dann ist es in der Tat auch so, dass einige der Anfangspäpste gar nicht historisch gesichert sind. Also wissen wir gar nicht: Gab’s die, gab’s die nicht? Und dann gibt es natürlich auch noch den Papst, der mehrfach antrat.

Weil aber natürlich, wie wir alle wissen, das Internet und speziell die Wikipedia immer recht hat, deswegen ist bei der 266, beim heutigen Anerzählt, Papst Johannes Paul I. das Thema. Der wurde im Jahr 1978, da war ich gerade mal zwei Jahre alt, zum Papst gewählt – übrigens recht überraschend. 1978 wird auch als das Dreipäpstejahr bezeichnet, weil Papst Johannes Paul I. leider nur ganz kurz im Amt war. 33 Tage um genau zu sein. Dann verstarb er.

“Hier ist das deutsche Fernsehen mit der Tagesschau

Guten Abend, nur 34 Tage dauerte das Pontificat von Johannes Paul I. Der Papst verstarb in der vergangenen Nacht, wenige Tage vor Vollendung seines 66. Lebensjahres und ohne vorherige Anzeichen eines Leidens. Fassungslos ist dann auch in der Welt die Nachricht von seinem Tod aufgenommen worden. Der Wiener Erzbischof Kardinal König stellte die Frage, wie die körperliche und psychische Überlastung der Päpste künftig abgebaut werden könne.

Spätestens am 18. Oktober müssen die Kardinäle wieder zusammentreten, um im Konklave den Nachfolger von Johannes Paul I. zu wählen.

In den Tagen seines Pontificats hat Papst Johannes Paul I. viele Sympathien gewonnen. Offensichtlich ist er ganz friedlich eingeschlafen, denn die Leselampe brannte noch, als ihn heute morgen gegen 6.30 Uhr sein Privatsekretär wie im Schlummer fand. Seit heute Mittag ist er in einem Saal des Apostolischen Palastes aufgebahrt und schon heute Nachmittag haben sehr viele Gläubige von ihm Abschied genommen.

Es war das kürzeste Pontificat in diesem Jahrhundert. Man muss schon bis 1605 oder 1590 zurückblicken, als Leo IX und Urban VII. schon nach einem 12- und 17-tägigen Pontificat gestorben sind.”

Dieses plötzliche Ableben erhitzt auch bis heute die Gemüter der Verschwörungstheoretiker “Vergiftet hat man ihn – jawoll! Weil er nämlich die korrupte Vatikanbank umkrempeln wollte und mehrere hochrangige Funktionäre dabei ziemlich alt ausgesehen hätten. So ist es nämlich.”

Wobei ich persönlich finde ja eine Theorie, die unter amerikanischen Ufologen kursiert, viel interessanter. Danach wäre er nämlich ermordet worden, weil er das dritte Geheimnis von Fatima enthüllen wollte. Das aber sei so brisant gewesen, dass eine spontane Koalition aus außerirdischen Jesuiten und Freimaurern ihn umgebracht hätten. Das ist irgendwie auch logisch. Vielleicht waren es auch die Reptiloiden, aber die haben die Freimaurer ja sowieso unterwandert, oder?

Im Volksgedächtnis ist er jedenfalls mit einem schönen Spitznamen erhalten geblieben: “Der Papst des Lächelns” oder “Das Lächeln Gottes”. Das deutet darauf hin, dass er doch ein recht angenehmer Zeitgenosse gewesen sein musste. Er hat jedenfalls in den wenigen Tagen seines Pontificats einige sehr symbolische Dinge getan. Das fing schon mit seinem Namen an. Er ist der erste Papst mit einem Doppelnamen “Johannes Paul”. Und diese beiden Namen waren die beiden Namen seiner Vorgänger, die in der öffentlichen Meinung nicht so sonderlich gut weggekommen waren und deren Erbe er trotzdem gerne fortführen und ihren Ruf etwas bessern wollte.

Außerdem war er recht unprätenziös. Zum Beispiel gibt es für Päpste die sogenannte päpstliche Senfte, die zu allem möglichen offiziellen Anlässen getragen werden oder wurden und er war der Erste, der die Verwendung dieser Senfte zunächst mal abgelehnt hat. Er wurde dann trotzdem überredet und hat sie dann auch vier Mal benutzt, aber das wohl auch nur widerwillig. Und er war ein Papst der Gesten. Vieler solcher kleinen Zeremonien und kleinen Traditionen hat er gekippt, um näher an den Gläubigen zu sein. Beispielsweise sprach er sich selbst in Briefen nicht mehr in der Mehrzahl, also im Pluralis Majestatis an, sondern wie jeder andere eben auch mit der ersten Person, Singular – ich.

Er verzichtete auf die Papstkrönung – also keine Tiara, die ihm formell aufgesetzt wurde. Er war der erste Papst, der selbst ein Telefon bediente und er war der erste Papst, der den Kniefall der Schweizer Garde beim Vorübergehen abschaffte. Und nach ihm folgten alle weiteren Päpste diesem Vorbild.

Wir wissen nicht, was für ein Papst er letztlich geworden wäre, aber vieles von dem, was er davor schon in seinen vorherigen Ämtern gezeigt hat, viele Schriften die von ihm erhalten sind, deuten auf einen vorwärtsdenkenden, modernen Papst hin. Er sprach zum Beispiel auch in seiner Angelus-Ansprache nicht nur von Gott als Vater, sondern noch mehr, als Gott als Mutter.

Sogesehen ist es wirklich schade, dass er nur 33 Tage in diesem Amt wirken konnte. Ruhe in Frieden, Albino Luciani – Der lächelnde Papst, Johannes Paul I.

Bis bald.