(352) Gisela =^_^=

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Wenn uns irgendwann mal ein riesiger Asteroid auslöscht, dann soll er bitte (2309) Mr. Spock oder (12410) Donald Duck heißen, finde ich…

  • https://de.wikipedia.org/wiki/(352)_Gisela
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Max_Wolf
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Asteroiden
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Benennung_von_Asteroiden_und_Kometen
  • http://www.minorplanetcenter.net/iau/lists/MPNames.html
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_bemerkenswerter_Asteroiden

Bild: By ESA 2010 MPS for OSIRIS Team MPS/UPD/LAM/IAA/RSSD/INTA/UPM/DASP/IDA – https://www.flickr.com/photos/europeanspaceagency/4781143008/, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=36823995

 

 

#352 – Gisela

Der Anerzählt findet seine Themen ja vielfältig. Da gibt es einmal die Themenpatenliste und jawoll! @zmahlzeit hatte auch für heute ein Thema vorgeschlagen, nämlich Luxemburg, das die Vorwahl +352 hat. Aber irgendwie… Luxemburg… ist schön da, aber ich wollte nicht drüber reden, also habe ich mal weiter gesucht. Und gefunden habe ich dann den Asteroiden (352) Gisela.

Da blieb ich jetzt erst mal hängen. Nicht nur, weil Gisela auch der Vorname meiner Mutter ist, sondern weil ich auch diesen Namen total seltsam fand. Die Zahl wird in Klammern geschrieben und sie ist dann manchmal, nicht immer, gefolgt von einem ausgeschriebenen Namen. Und da war ich dann gerade mal neugierig geworden. Um das gleich aus dem Weg zu bringen: (352) Gisela ist einfach ein total langweiliger, unspektakulärer Asteroid. Wikipedia weiß schon mal gleich gar nichts darüber und eigentlich wollte ich das auch nicht weiter ausbreiten, denn ich habe mich ja an der Namensgebung festgebissen.

Wenn Du also heute in den Himmel guckst und einen Asteroiden, den es nicht schon vorher in irgendeinem astronomischen Katalog gab, dann darfst Du diesem Asteroid einen Namen geben, aber erst in einem zweiten Schritt.

Als erstes bekommt dieser Asteroid nämlich einen Standardnamen zugewiesen. Das ist sozusagen ein vorübergehender provisorischer Name und der enthält zunächst mal das Beobachtungsjahr, ein Leerzeichen, dann kommt ein Buchstabe und der Buchstabe gibt an, in welchem Halbmonat der Asteroid entdeckt wurde. Das fängt am 1. Januar mit dem Buchstaben A an. Ab dem 16. Januar ist der Buchstabe B usw. und es endet in der zweiten Dezemberhälfte mit dem Y. Der Buchstabe I wird überspringen – das war ihnen wahrscheinlich irgendwann zu viel Theater, das mit Zahlen und L’s usw. abzugleichen.

Dann folgt eine Zahl, wenn es ein Komet ist, der entdeckt wurde oder ein Buchstabe, wenn es sich um einen Asteroiden handelt. Bei Kometen kommt dann nochmal ein Kürzel, das ein paar Angaben rund um die Kometenlaufbahn enthält. Als Ergebnis hat man dann so wohlklingende Namen wie 2004 A1, womit man dann weiß: Es ist ein Objekt, das im Jahr 2004 entdeckt wurde und zwar in der ersten Hälfte des Januars und es war der erste entdeckte Himmelskörper in der ersten Hälfte des Januars 2004. So, mit dem Namen steht das Ding dann erst mal in den Katalogen und als Entdecker hat man dann zehn Jahre Zeit einen Namen vorzuschlagen.

Der allererste Asteroid wurde 1801 von Giuseppe Piazzi an der Sternwarte Palermo auf Sizilien entdeckt und Piazzi hat damals dem Himmelskörper den Namen Ceres Ferdinandea gegeben. Der Name Ceres war die römische Schutzpatronin der Insel Siziliens und der zweite Name war von König Ferdinand IV. abgeleitet.

Die Internationale Forschergemeinschaft fand den römischen Namen cool, den Herrschernamen nicht so gut und deswegen lautet der offizielle Name dieses Asteroiden auch heute noch (1) Ceres. Die Folgeasteroiden wurden erst mal auch nach römischen und griechischen Göttinnen benannt. Der zweite war Pallas, dann (3) Juno, (4) Vesta usw. und irgendwann mal war das so eine Art Gewohnheitsrecht, dass Asteroiden grundsätzlich weibliche Namen bekamen. Das wurde erst beim 334. gefundenen Asteroiden durchbrochen – der heißt nämlich 334 Chicago.

Fassen wir also zusammen: Wenn ein Asteroid gefunden wird, dann bekommt er erstmal einen provisorischen Namen. In dem Namen steckt in erster Linie der Zeitpunkt drin, zu dem er gefunden wurde. Wenn dann der Entdecker seinem Entdeckervorrecht nachkommt, den Namen festzulegen, dann darf das Internationale Komitee, dass für die Benennung zuständig ist, diesen Namen noch einmal abnicken oder eben ablehnen und wenn es den Namen genehmigt hat, dann wird dem Asteroiden ein Name zugeteilt, der zum einen aus der Zahl der Asteroiden, die bisher schon benannt sind, besteht und zum Zweiten aus dem Namen, der eben vorgeschlagen und genehmigt worden war.

(352) Gisela ist also der 352. benannte Asteroid und Gisela wahrscheinlich die Frau, die Mama, die Tochter, ich weiß es nicht, des Entdeckers. Es gibt natürlich auch Beispiele für eher – naja, sagen wir mal – originellere Namen. Zum Beispiel gibt es Asteroiden, die Lutezia, Cleopatra, Albert oder Rumpelstilz heißen. Es gibt einen Karl Marx da oben; es gibt die 5.535 Anne Frank oder 9.000 trägt den Namen HAL, benannt nach HAL 9.000, dem berühmten Roboter in 2001 Odyssee im Weltraum.

Auch sehr schön ist der Asteroid 2309 Mr. Spock. Der ist aber nicht nach Mr. Spock benannt, der Star Trek Figur, sondern nach der Katze seines Entdeckers, die eben auf den Namen Mr. Spock hörte. Das war auch genau der Punkt, an dem die IAU – also das Gremium, das die Namen genehmigen muss – irgendwie zu viel von Witznamen hatte und zum Beispiel beschloss, dass Namen von Haustieren unerwünscht sind.

Nicht unerwähnt soll auch bleiben, dass der vorhin schon mal erwähnte Asteroid Ceres inzwischen kein Asteroid mehr ist, sondern jetzt als Zwergplanet gilt. Da haben wir schonmal hier im Anerzählt darüber gesprochen.

Außerdem sind Asteroiden manchmal beeindruckend groß und können durchaus auch selber mal Monde haben. Zum Beispiel fliegt da oben eine Sylvia rum und die Sylvia hat gleich zwei davon. Ach, und dann haben die Herren Astronomen übrigens auch noch verpennt, Doppelnennungen zu verhindern und deswegen gibt es da oben zum Beispiel einen Asteroiden mit dem Namen 52 Europa und es gibt, wie wir alle inzwischen wissen, einen Jupiter-Mond namens Europa. Es gibt eine 53 Kalypso und um den Saturn schwirrt auch ein Kalypso als Mond herum usw. Da gibt es eine ganze Reihe.

218 Bianca zum Beispiel hat auch einen Namensvetter, nämlich den Mond Bianca, der um den Uranus kreist. Und fummelig wird es sowieso, speziell, wenn man sich zum Beispiel Monde um Asteroiden überlegt, die dann noch benannt sind, wie Monde. Zum Beispiel gibt es eben benannte Sylvia, die heißt nämlich eigentlich 87 Sylvia und um 87 Sylvia kreist Romulus und Remus als Mond.

Und nicht nur Monde finden sich rund um Asteroiden, manche können auch komplette Ringsysteme haben bzw. im Augenblick kennen wir nur einen einzigen Asteroiden, der so ein Ringsystem hat, nämlich 10199 Chariklo. Der ist der bislang erste und einzige Asteroid, der eben einen eigenen Ring hat. Irgendwie finde ich es übrigens auch voll unfair, dass es keinen einzigen Asteroid gibt, der Dirk heißt. Aber Klaus Birgner und Klemperer, die gibt’s – ist sowas fair? Und Krumeich – ah, und Donald Duck, grmmm.

Bis bald.