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Themenpate: @Nicht_Sicher_
Steffi Graf war in meiner Jugend eine Tennisgöttin die wirklich jeder kannte. Mit 377 Wochen als Weltranglistenerste war sie zu ihrer Zeit praktisch unbesiegbar und wies zuletzt mit 29 Jahren eine 18 jährige Kontrahentin in ihre Schranken.
- https://de.wikipedia.org/wiki/Steffi_Graf#Weitere_Rekorde
Bild: By Mister-E (Chris Eason) – http://www.flickr.com/photos/mister-e/3540521970/, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=12626160
In meiner Jugend habe ich mich schon genauso wenig für Sport interessiert, wie auch heute. Ein halbherziger Versuch meiner Mutter, mich in einem Jugendfußballverein einzutragen, 1860 – also durchaus prestigeträchtig – endete in einem Fiasko, weil ich nämlich den verdammten Ball nie getroffen habe und dann den Sport schlagartig komplett blöd fand. Okay, ich war 5. Wahrscheinlich hätte man später eine bessere Chance gehabt, mir den Sport nahe zu bringen, aber da war der Zug dann erstmal abgefahren.
Olympia nahm ich wahr, als eine Ansammlung von sehr seltsamen Sportarten, von denen eine öder war als die andere und Tennis – ich muss es zugeben: Tennis war mir auch ziemlich Wumpe. Aber, und das unterschied Tennis von allen anderen Sportarten, die man so im Fernsehen bewundern konnte, ich konnte Spieler aufzählen. Es waren nämlich berühmte Spieler aus Deutschland ganz vorne mit dabei und denen konnte man kaum entkommen. Da sah man Boris Becker, auch liebevoll unser Bobbele genannt, wie er sich ein Messer voll Nutella einmal quer über die Zunge zog. Ich frage mich bis heute, wie viele Kinderzungen Boris Becker da auf dem Gewissen hatte und natürlich unser Thema für die heutige Sendung: Steffi Graf.
Übrigens gibt es auch einen Themenpaten, nämlich den Twitternutzer @Nicht_Sicher_ , der als Themenanker vorgeschlagen hat darüber zu sprechen, dass Steffi Graf 377 Wochen auf Platz 1 der Weltrangliste war und damit einen Rekord eingefahren hatte. Das war dann auch musikalisch durchaus inspirierend.
[Auszug aus Guildo Horns Song “Ich mag Steffi”]
Der Song war kein Erfolg. Woran das wohl gelegen hat? – Ich weiß auch nicht. Aber den Interpreten, den hast Du wahrscheinlich erkannt: Guildo Horn war so verschossen in Steffi, dass er 1994 einen Song für sie schrieb, oder den Text für einen Song für sie schrieb. Jedenfalls gab es eine Zeit, in der war Steffi Graf praktisch unbesiegbar. Ihr gelangen 22 Siege bei Grand Slam Turnieren. Sie gewann 4 Mal die Australian Open und 5 Mal die US Open, 6 Mal die French Open und 7 Mal Wimbledon.
Als Steffi Graf dann 1988 bei allen 4 Grand Slam Turnieren des kalendarischen Jahres gewann, war sie dann die dritte Spielerin der Tennisgeschichte, die den sogenannten Grand Slam vollendete. Dann räumte Steffi Graf im selben Jahr in Seoul bei den Olympischen Spielen noch eine Goldmedaille ab und das ging dann als Golden Slam in die Geschichte des Tennissports ein, denn das hatte bisher noch niemand geschafft.
Insgesamt gewann Steffi 107 Turniere und belegt nach Turniersiegen im Einzel in der ewigen Bestenliste der Profispielerinnen den dritten Platz hinter Martina Navratilova und Chris Evert. Steffi Graf ist die einzige Tennisspielerin bis heute, die bei allen 4 Grand Slam Turnieren ihren Titel verteidigen konnte und sie ist die einzige, die alle 4 Grand Slam Turniere mindestens 4 Mal gewonnen hat. Sie ist die einzige, die von 9 gespielten Grand Slam Turnieren 8 gewinnen konnte und die einzige, die bei einem Grand Slam Turnier die 3 Top gesetzten Spielerinnen besiegt hat. Sie hat außerdem den schnellsten Sieg aller Zeiten im Finale eines Grand Slam Turniers errungen: 34 Minuten hat sie damals im Finale der French Open 1988 gebraucht, um zu gewinnen – 6:0, 6:0 war damals der Stand und damit ist sie zusammen mit einer Britin die einzige Tennisspielerin, die ein Grand Slam Finale mit 6:0 und 6:0 gewonnen hat.
377 Wochen lang war sie Weltranglisenerste und am Stück hat sie auch einen Rekord, nämlich 186 Wochen durchgehende ununterbrochen Nummer 1 der Weltrangliste. Bis ins Jahr 2007 hinein hat sie den Rekord für Männer und Frauen gehalten. Inzwischen sind es nur noch Frauen, weil 2007 Roger Federer diese Marke übertroffen hat.
Steffis Erfolg kam natürlich nicht von ungefähr. Schon mit 4 Jahren begann sie den Schläger zu halten und regelmäßig zu spielen. Ihr Vater war treibende Kraft hinter ihrem frühen Training und ihrer Ausführung und war dann auch lange Zeit ihr Manager. Eingebracht hat ihr das neben dieser unglaublichen Tenniskarriere auch einiges an Geld: 21.891.306 US Dollar hat Steffi Graf an Preisgeldern gewonnen. Ein Rekord, der nur von einer anderen Spielerin überboten wird.
[Auszug aus dem Song von Hugh Laurie “I love Steffi Graf”]
Was auffällig ist an Steffi Graf ist, dass man eigentlich nicht viel Negatives von ihr berichten kann. Klar, da gab es mal einen Steuerskandal Ende der 90er, aber den hat sie beigelegt, indem sie praktisch ihr gesamtes Vermögen plus das Vermögen der Familie Graf allgemein in die Waagschale warf. Sie konnte glaubwürdig versichern, dass sie eigentlich nichts dafür konnte, denn sie hatte sich rein auf den Sport konzentriert und sich nicht um ihre Finanzen gekümmert. Dafür war ihr Vater zuständig gewesen. Und der wurde dann auch rechtskräftig verurteilt und wanderte hinter Gittern.
Als würde das nicht reichen, zog sie sich dann bei einem Spiel eine Knieverletzung zu und musste schließlich 12 Monate lang aussetzen und damit dann auch ihre Weltranglistenführung abgeben. 1999 kam sie dann mit 29 Jahren inzwischen, nochmal zurück in ein Grand Slam Turnier. Damals hatte eine 18-jährige, Martina Hingis, große Reden geschwungen. Sie würde Steffi Graf besiegen und damit ein für allemal den Generationenwechsel im Tennis besiegeln und auch sonst hatte Martina Hingis nicht sonderlich Gutes über Steffi Graf zu sagen.
Am Anfang sah es dann auch fast so aus, als würde sie Steffi Graf besiegen. Es war schon relativ knapp. Sie war nur noch 3 Punkte vom Sieg entfernt, als Steffi Graf das Spiel drehen konnte und im 3. Durchgang ganz klar mit 6:2 gewonnen hat. Steffi Graf hat später dieses Spiel mal als den schönsten Sieg ihrer Karriere bezeichnet.
Und jetzt? Jetzt sieht man sie manchmal eher im Hintergrund, aber durchaus natürlich auch dem Tennissport verbunden. Sie gründete eine Fitnessclub-Kette für Frauen namens Mrs. Sporty und trainiert gelegentlich mal Stars und Sternchen. Zum Beispiel Angelique Kerber hat sie 2015 für eine Weile unter ihre Fittiche genommen.
Verheiratet ist sie mit Andre Agassi, einem anderen Profi-Tennisspieler und lebt mit ihm und ihren 2 Kindern in Las Vegas. Ja und seitdem ist es irgendwie still geworden ums Tennis. Ich kenne keinen Tennisspieler mehr und mein Großer, der spielt zwar regelmäßig Tennis, aber der hat auch noch nie für eine Tennisspielerin geschwärmt oder ein Spiel im Fernsehen verfolgt, so wie es damals irgendwie jeder es gemacht hat. Es ist halt doch irgendwie keine so wie Steffi.
Bis bald.