429 – Gay und Schwul und Queer =^_^=

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Themenpate: @nicht_sicher_

T9 Tastaturen haben schon so manchen Code hervorgebracht. 429 steht z.B. nur wegen T9 für „gay“.

Bild: http://www.keepcalm-o-matic.co.uk/p/keep-calm-and-be-gay-429/ 

 

 

#429 – Gay und Schwul und Queer

Gay ist ein wirklich schönes Wort. Bis ins 20. Jahrhundert hieß es so viel wie fröhlich oder vergnügt oder auch lebenslustig. Und heute? Heute heißt Gay: Schwul. Aber für eine sexuelle Orientierung stand es eben nicht von Anfang an. Da gab es Aufs und Abs. Es sind nicht nur homosexuelle Menschen fröhlich und vergnügt, es sind auch nicht nur homosexuelle Menschen speziell, liederlich oder ausschweifend oder haben besonders viele Partner. Aber alle diese Bedeutungen tauchen irgendwann zwischen dem 17. und dem 19. Jahrhundert als alternative Deutungen und alternative Verwendungen für das Wort Gay auf. Irgendwann, Ende des 19., Anfang des 20 Jahrhunderts rastete das sozusagen ein.

Seit 1935 führt das Oxford English Dictionary den Begriff als ein Wort das Homosexualität bezeichnet. Inzwischen allerdings nimmt diese sexuell aufgeladene Bedeutung auch schon wieder ab. Das Wort Gay, genauso wie das Wort Schwul übrigens, wird im allgemeinen Sprachgebrauch auch gar nicht mehr so sehr als Wertung verstanden. Sondern Menschen sind zunehmend ganz selbstverständlich schwul oder gay. Manchmal sind es nicht einmal Menschen, die gay sind, sondern irgendeine Farbe, irgendein Design, irgendein Gegenstand kann genauso gay sein. Sprache ist eben immer in Bewegung und das ist genauso wichtig, genau hinzuhören, von wem Worte verwendet werden und in welchem Kontext, wie es wichtig ist, was die Worte eigentlich heißen.

Auch immer öfter begegnet mir inzwischen das Wort Queer. Wie Gay kommt Queer aus dem Englischen und heißt soviel wie ungewöhnlich, von der Norm abweichend und ist in seiner Bedeutung damit auch noch viel impulsiver als Gay. Queer kann grundsätzlich für nahezu alles stehen, was in irgendeiner Form von der angenommenen Norm abweicht. So wäre zum Beispiel ein heterosexueller Mensch, der gerne in Frauenkleidung rumläuft, vielleicht queer, obwohl er nicht gay ist. Obwohl? Stimmt wahrscheinlich auch nur bedingt, weil, so wie wir das Wort Gay inzwischen verwenden und auch die englischsprachigen Nationen das Wort Gay verwenden, könnte man trotzdem immer noch sagen, er zieht sich gay an.

Ja, das Ding mit der Sprache ist einfach nicht so einfach. Ob jetzt Schwul oder Gay oder Queer, ich frage mich manchmal, warum uns das überhaupt so wichtig ist – so wichtig immerhin, dass wir eigene Worte dafür haben müssen. Es gibt so viele andere Kategorien und Schubladen in die wir Menschen uns gegenseitig stecken könnten, für die wir dann trotzdem keine Worte erfunden habe. Zum Beispiel habe ich einmal in einem Wissens-Podcast gelernt, dass Klopapierbenutzer sich in zwei Lager teilen, nämlich die, die ihr Papier knüllen und die, die ihr Papier falten. Und? Gibt es dafür ein eigenes Wort oder eine eigene Bezeichnung? Nein!

Oder, es gibt die Menschen, die alles immer gesüßt trinken und es gibt die, die auf die gesüßten Varianten am liebsten verzichten. Haben wir dafür ein Wort? Nein! Aber je nachdem, ob ich nun mit Männlein, Weiblein oder beiden ins Bett gehen möchte und mich selber als Männlein, Weiblein oder beides sehe, dabei vielleicht Männlein, Weiblein oder beides bin, hat die Welt und die Menschheit und die Gesellschaft für mich Begriffe erfunden, mit denen ich mich dann vielleicht auch bereitwillig zuordnen lasse. Gay oder Schwul oder Queer, oder was es sonst noch alles gibt eben.

Oder 429er. Denn 429 – und das ist der Themen Anker für die heutige Sendung, den wir dem Twitternutzer @nichtsicher zu verdanken haben – steht für Gay und zwar deswegen, weil man auf einer Telefontastatur auch Buchstaben findet. Das G findet man auf der 4, das A findet man bei der 2 und das Y auf der 9. Weil natürlich Hetero das Gegenteil von Schwul ist, – logisch und was für ein Schwachsinn übrigens – deswegen ist die umgedrehte 429, 924 das Codewort für Hetero. Man kann aus Zahlen einfach jede Bedeutung rausfoltern, man muss es nur wirklich wollen.

Bis bald.