446 Lysistrata

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Themenpate: @adamosbach

Könnte man Kriege durch Sexentzug beenden? Ich bin mir sicher, das würde auch heute noch funktionieren!

Bild: Von Ignatius, – Aubrey Beardsley, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4209634

 

 

#446 – 446 Lysistrata

Wir schreiben ein Jahr, irgendwo zwischen 400 und 500 vor Christus. Die Spartaner und die Athener sind im Krieg – wieder einmal. Blutige Schlachten und blutige Schlachten, es herrscht Verzweiflung, Mütter trauern um ihre Söhne, Frauen um ihre Männer, Schwestern um ihre Brüder. Weil sich die Athener und die Spartaner nicht auf einen Frieden verständigen können, haben genau diese Mütter, Ehefrauen und Schwestern irgendwann genug. Unter der Führung einer von ihnen, Lysistrata mit Namen, verschwören sich die Spartanerinnen und Athenerinnen und besetzen gemeinsam die Akropolis. Sie rufen eine Losung aus, kein Sex solange Krieg herrscht. Das fällt ihnen selbst nicht so ganz leicht, aber noch viel schwerer fällt es den betroffenen Männern. Die versuchen erfolglos die Akropolis zu erstürmen, sie versuchen sich ihren Frauen zu bemächtigen, aber egal wie oft sie doch auftauchen und egal, wie groß die Erektionen auch sein mögen – die Frauen bleiben unnachgiebig. So bleibt den Spartanern und den Athenern schließlich keine Wahl: Friede wird geschlossen. Genau den werden dann alle angemessen gefeiert haben.

Diese Geschichte, die Lysistrata heißt, nach der Anführerin des Frauenaufstands, ist eine klassische Komödie der alten Griechen und gilt als eine Art Prototyp der kriegskritischen Komödie. Wer hätte gedacht, dass dieser Stoff, Frauen die keinen Sex mit ihren kriegführenden Männern haben wollen und alle Verwicklungen die dazu noch erzählt werden – der war immerhin so brisant, dass noch in den 60iger Jahren, ein Radiostück, das der Bayerische Rundfunk produziert hatte – verboten wurde, weil es des Schamempfinden der Hörer verletzten könnte. Das galt auch schon damals, als das Stück geschrieben wurde.

Der Grieche Aristophanes geboren im Jahre 446 vor Christus – damit heute unserer Themenanker, danke auch an @adamosbach für diesen Vorschlag – war bekannt für seine spitze Feder. Er hat eine ganze Reihe von Komödien geschrieben. Über 40 Werke werden ihm zugeschrieben und er wurde dann von späteren Autoren unsterblich gemacht. Wäre Aristophanes heute noch am leben, er wäre der Host einer Comedyshow.

Satire war einer seiner liebsten Stilmittel und er bezog sich in der Regel auf Personen des öffentlichen Lebens. Er machte sich über die Gestalten wie Sokratis lustig und sein Humor war derart böse, dass er sogar einmal wegen Beleidigung des Volkes vor Gericht stand. Die Klage blieb allerdings ohne Folgen. Aristophanes war Mitglied der Stadtregierung, aber trotz allem eigentlich in erster Linie ein Dramatiker, also jemand der Theaterstücke schrieb.

Theaterstücke wurden damals nicht nur zur Belustigung und Unterhaltung des Volkes aufgeführt, sondern waren auch eine Art Gottesdienst. In den sogenannten Dionysien wurden zum Beispiel Theaterstücke zu Belustigung des Dionysos aufgeführt. Allein bei diesen Spielen schon landeten Aristophanes Stücke routinemäßig mindestens sieben mal auf einen der ersten drei Plätze. Seine Stücke waren später dann auch nach seinem tod gerne aufgeführt und erfolgreich und wurden dann, von den Größen aus moderner Zeit aufgegriffen und neu bearbeitet. So gibt es zum Beispiel eine bearbeitete Fassung der Komödie “die Vögel” von niemand geringerem als Johann Wolfgang von Goethe. Wer es dann ganz modern und als Comic und zum wegwerfen vor Lachen haben möchte, der kann sich die großartige Comicumsetzung der Lysistrata von Ralf König kaufen. Link wie immer in den Shownotes.

Bis bald.