62 – Chinesisches Essen =^_^=

====> 30x Fotogeschichte(n) - Ein Lesebuch für Fotograf*innen mit und ohne Kamera <====

Die Chinesen haben ein besonderes Verhältnis zu ihrem Essen. Tigerfleisch, Tees und viele Zubereitungstraditionen…

Erwähnte Episoden zum Weiterhören:
Unglückszahlen in China (Folge 13): http://anerzaehlt.net/dreizehn-unglueckszahl-wider-willen/
Hungersnöte: http://anerzaehlt.net/36-freiwillige/

Das Buch aus dem die Inspiration dieser Folge stammt:

 

#062 – 62 – Chinesisches Essen

Ich liebe Bücher. Bücher in allen Arten, Formen, aller Genres, allen Inhalts. Und ein besonderes Buch habe ich gerade vor mir liegen, nämlich Doktor Oldales Geografisches Lexikon von John Oldale. In diesem Buch hat besagter John zu jedem Land dieser Erde interessante Fakten gesammelt. Und zwar Fakten, die man jetzt nicht üblicherweise einfach mal so herausfindet. Daher weiß ich zum Beispiel, dass der Bierdeckel in Deutschland erfunden wurde. Oder dass 40% der Kakaowelternte aus der Elfenbeinküste kommt. Die weltälteste Universität steht in Marokko und das Wort Abrakadabra wurde – natürlich – in Rom geprägt und war tatsächlich magisch, nämlich ein Wort, auf einem dreieckigen Amulett, dass der Kaiser Caracalla überreicht bekommen hat, um ihn vor der Malaria zu schützen.

Auf Seite 62 nun dieses bemerkenswertes Buches – Link wie immer in den Notizen zur Sendung – befindet sich eine Karte von China. Und auf dieser Karte vermerkt sind Hinweise zu den Speisevorschriften und Essensgewohnheiten der Chinesen. Die chinesische Küche, obwohl sie ja Angst vor der Zahl 4 haben, wie wir seit Folge 13 wissen, kennt 4 verschieden Prinzipien, was das Kochen angeht. Nämlich: Shandong – scharf und erdig, hauptsächlich ist da Knoblauch, Essig, Sojasauce, Haiflosse drin und es wird gebraten oder geschmort. Guangdong – das ist frisch und ausgewogen. Austernsauce, Meeresfrüchte, Schlange, wird pfannengerührt und gedünstet. Jiangsu – zart und saisonabhängig mit Ingwer, Bambus, Karpfen und es sind meistens dann Suppen oder süß-saure Gerichte. Und Sichuan – das ist dann würzig und exotisch: Chili, Bohnenpaste, Beerentatze, scharf angebraten und mariniertes Essen.

Die Chinesen haben jedenfalls eine sehr enge Beziehung zum Essen. Das liegt unter anderem auch daran, dass China ein Land ist, was immer wieder von großen Hungersnöten gebeutelt war. Zuletzt übrigens 1958 bis 1961, wo eine große Hungerskatastrophe insgesamt 36 Millionen Menschen das Leben gekostet hat. Schuld war Mao, der zu der Zeit die Zwangskollektivierung der Landwirtschaft durchgezogen hat. Das hat er mal eben “Den großen Sprung nach vorne” genannt und viele, viele seiner Landsleute mussten da mit ihrem Leben bezahlen.

Auch das Sauerkraut ist eine chinesische Erfindung und wurde eingeführt, um vor ungefähr 2.200 Jahren die Arbeiter zu ernähren, die die Chinesische Mauer bauen mussten. Es war billig herzustellen, ewig haltbar und damit praktisch ideal für große Menschenmengen. Es wird vermutet, dass ungefähr 1.400 Jahre später, das Sauerkraut mit der Armee Dschingis Khans nach Europa kam und heute glaubt die ganze Welt, wir Deutschen würden die ganze Zeit Sauerkraut essen, obwohl zumindest ich das nicht bestätigen kann. Ich bin kein sonderlicher Fan davon.

Wer in China 60 Jahre alt wird, isst übrigens traditionell Spaghetti. Jawoll. Das haben bekanntermaßen auch nicht die Italiener erfunden. Ab dann wird traditionell zu jedem Geburtstag, also dem 61., 62. usw. morgens eine Schüssel Nudeln gegessen und es bringt Unglück diese Nudeln zu zerschneiden, da lange Nudeln ein langes Leben symbolisieren.

Natürlich kommen aus China nicht nur Delikatessen, also auch die ein oder andere sehr seltsame Speisegewohnheit ist aus China überliefert. So gibt es zum Beispiel den Shachong, einen Wattwurm, der als Speise aus Beihai kommt und tiefgefroren gegessen wird. Die ungefähr 15 Meter langen Würmer sollen dabei wie gebratene Zwiebelringe mit einem zähen Mittelteil schmecken. Urrrgh.

Aber ich kann noch einen drauf legen: 2005 stürmten Polizisten ein Restaurant in Hai Linh. Das ist im Osten Chinas und durchsuchten das Restaurant, weil dort kurz gebratener Tiger serviert wurde. Der Besitzer musste dann zugeben, dass es in Wirklichkeit kein Tiger sondern Eselsfleisch gewesen war und damit der ganz besondere Tigergeschmack kam, war dieses Eselsfleisch in Tigerurin mariniert worden. Was lernen wir daraus? Vielleicht keinen Tiger im Restaurant essen – ist sowieso illegal und in Urin mariniertes Eselsfleisch stelle ich mir jetzt auch nicht sooo lecker vor.

Das teuerste Getränk aus China könnte wahrscheinlich eine Teesorte sein, nämlich die Teesorte Eiserne Göttin der Barmherzigkeit, die aus der Provinz Fujian kommt. Die kostet 2.300 Euro pro Kilo und ist damit die teuerste Teesorte der Welt, also nicht nur Chinas. Und damit kommen wir jetzt zum letzten Fun Fact dieser Seite 62 in meinem Lieblingsgeografiebuch, nämlich was Chinesen sagen, wenn man sie fotografieren will. Sie sagen nämlich nicht Cheese, sondern sie sagen das chinesische Wort für Aubergine – das klingt nämlich im chinesischen so ähnlich wie Cheese und sorgt für ein ähnliches Zähnefletschen.

Ich gehe jetzt mal in die Küche und hole mir einen Glückskeks und wünsche Dir noch einen schönen Tag.

Bis bald.

Schreibe einen Kommentar