65 – Suizid und Seneca =^_^=

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Das Jahr 65 war das Jahr in dem Seneca auf Befehl Neros seinem Leben ein Ende setzte. Diese Form des angeordneten Suizids gab es häufig, insbesondere wenn der Verurteilte hohen Ranges war. Die heutige Folge beschäftigt sich darüber hinaus noch mit dem Selbstmord in der modernen Gesellschaft.

http://www.aphorismen.de/suche?f_autor=3423_Lucius+Annaeus+Seneca&seite=7
https://de.wikipedia.org/wiki/Suizid
https://de.wikipedia.org/wiki/Suizidrate_nach_L%C3%A4ndern
http://www.planet-wissen.de/gesellschaft/tod_und_trauer/selbsttoetung/pwwbselbsttoetung100.html

 

#065 – 65 – Suizid und Seneca

Bei der Recherche für die heutige Folge stieß ich auf einen Artikel rund um das Jahr 65 n. Chr. Neben Hinweisen darauf, dass das das Jahr ist, in dem das Evangelium nach Matthäus entstanden sein soll, steht das Jahr 65 n. Chr. auch als Todesjahr des römischen Philosophen und Politikers Seneca in den Geschichtsbüchern.

Es war nämlich so gewesen, dass Seneca sich an einer Verschwörung gegen den amtierenden Kaiser Nero beteiligt haben soll und Nero hatte Straffreiheit in Aussicht gestellt für Denunzianten und folglich gab es viele, viele Beschuldigungen und Seneca war eine dieser Beschuldigungen. Er hat es auch den Berichten aus der damaligen Zeit zufolge nicht abgestritten, wenngleich man nicht weiß, ob Seneca an einer Verschwörung gegen Nero beteiligt gewesen war.

Als Ergebnis dieser Beschuldigung befahl Nero dann Seneca dann die Selbsttötung. Das muss man sich folgendermaßen vorstellen: Es kommen Soldaten zu Dir ins Haus und warten, bis Du Dich umgebracht hast. Die Wahl der Mittel bleibt Dir überlassen und die Art der Hinrichtung durch Selbsttötung war in der damaligen Zeit durchaus üblich, wenn denn der Straftäter hochgestellt genug war.

Von Seneca wird berichtet, dass er drei Anläufe brauchte, um sich das Leben zu nehmen. Beim ersten Versuch schnitt er sich in der Badewanne die Pulsadern am Handgelenk auf. Als das nicht funktionierte, öffnete er Adern an den Beinen und nachdem das auch nicht zum Erfolg führte, soll er in einem Dampfbad erstickt sein. Es war also ein etwas längerer und qualvollere Prozess. Seneca soll ihn aber gelassen entgegengenommen haben und als Stoiker, also Anhänger einer Philosophie, die Dinge einfach mal hinnimmt und mit ihnen umgeht, wenn sie da sind, war er auch mit dem Tod im Reinen.

Von ihm ist überliefert, dass die Bereitschaft jederzeit das Leben ziehen zu lassen, einer der Quellen für Ruhe und Ausgeglichenheit und besonnenes Handeln sei. Das kann man sicherlich so sehen, Gott sei Dank gibt es heutzutage keine Staaten, in denen Selbstmord verordnet werden kann. Es gibt ja leider immer noch Staaten, die die Todesstrafe verhängen. Die wird aber nie durch eigene Hand durchgeführt.

Im Internet findet man auch mehrere Behauptungen, wonach es Länder gegeben haben soll, unter anderem einzelne Staaten der USA oder UK, in denen der Versuch des Selbstmord unter Todesstrafe gestanden haben soll. Das ist aber wahrscheinlich eine Urban Myth. Strafbar hingegen ist der versuchte Selbstmord durchaus in vielen Ländern, nur ist die Strafe in aller Regel eine Zwangseinweisung in die Psychartrie oder eine Freiheitsstrafe, die natürlich hauptsächlich den Sinn hat, den potentiellen Selbstmörder besser im Auge zu behalten, sodass er seinen Selbstmord nicht wiederholen kann.

Heutzutage ist Selbstmord ein psychisches und ein männliches Phänomen. Allgemein kann festgehalten werden, dass sich mehr Männer als Frauen das Leben nehmen und meistens hätte ihnen geholfen werden können, wenn das Umfeld nur rechtzeitig die Zeichen gesehen und richtig reagiert hätte.

Erfreulicherweise nehmen Suizide weltweit ab. Das ist auch ein schon länger anhaltender Trend. Allerdings nimmt natürlich die Berichterstattung zu und ich hatte in meinem Fernstudium kürzlich das Vergnügen die Behauptung zu lesen, speziell das Internet würde praktisch direkt zu mehr Suiziden bei Jugendlichen führen, was so natürlich nicht stimmt. Es ist auch nicht so, dass die Industrienationen automatisch mehr Selbstmorde hätten oder das Gegenteil der Fall wäre. Und die Statistik wird zurzeit von Littauen, Russland und Südkorea angeführt. Wir sind ungefähr im Mittelfeld.

Suizid ist oft eine Folge von Depressionen. Das heißt, das Zunehmen von Depressionen und das Zunehmen von Suizidversuchen geht Hand in Hand. Zumindest für die USA kann man außerdem noch sagen, dass die Methode oft auch von der Verfügbarkeit bestimmter Mittel abhängig ist. So ist der Suizid mit Schusswaffen in den USA sehr weit verbreitet. Und eigentlich sind die Selbstmörder die wirklichen Opfer der liberalen Schusswaffenpolitik der USA, denn man weiß, dass die meisten Selbstmordkandidaten im Affekt handeln, also aus einer gerade momentanen auftretenden seelischen Not heraus. Wenn es nicht so einfach ist, sich umzubringen oder eine gewisse Vorbereitung braucht, lässt sich der Selbstmord oft noch verhindern. Viele die nicht zu Selbstmördern wurden, sondern daran gehindert wurden, werden später auch glücklich und sind dankbar, dass sie sich nicht das Leben genommen haben.

Und damit wir jetzt nicht so deprimierend mit dem Gedanken an Selbstmord enden, noch dazu so kurz vor dem Wochenende, hier ein paar der überlieferten Aphorismen und Zitate von Seneca. Der war nämlich einer der ganz großen und jemand, von dem man viel lernen kann.

Bis bald

  • Fange jetzt an zu leben und zähle jeden Tag als eein Leben für sich.
  • Unsere Zeit wird uns teils geraubt, teils abgeluxt und was übrig bleibt, verliert sich unbemerkt.
  • Was das Gesetz nicht verbietet, verbietet der Anstand.

Und das hier ist fast schon für Podcaster: “Wer nicht zu schweigen weiß, der weiß auch nicht zu reden.”

  • Wichtiger ist, von wo man fällt als wohin.
  • Wir haben nicht zu wenig Zeit, sondern vergeuden zu viel.
  • Nirgends ist, wer überall ist.
  • Beim Lehren lernt man.
  • Wem es die Sache nicht leichter erschienen, sobald er sie nur anfasste?
  • Nicht weil sie schwer ist, wagen wir sie nicht, sondern weil wir sie nicht wagen, ist sie schwer.
  • Auf seinem eigenen Misthaufen ist der Hahn der mächtigste.

Und jetzt noch mein Lieblingszitat: “Mit dem Leben ist es, wie mit einem Theaterstück – es kommt nicht darauf an, wie lang es ist, sondern wie bunt.”