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Auf Island leben rund 1 Million Menschen und sie sind genetisch alle verwandt…
Beitrag auf Nano zu Island
Das Erste: Island
Tagesspiegel: Das Erbgut der Isländer
Die heutige Episode führt mal wieder ganz klar in die Kategorie “nützliches Partywissen”. Denn vor einigen Wochen schnappte ich während dem Autofahren im Radio einen kleinen Infoschnipsel auf, den ich so jetzt nicht validieren konnte, der aber Anlass für die heutige Sendung war. Diesem Infoschnipsel nach sei es nämlich so, dass 99% aller Einwohner von Island miteinander verwandt und um noch eins draufzusetzen, auch gleichzeitig alle mit derselben kleinen Gruppe von Wikingern, die vor knapp 1.000 Jahren Island besiedelten, ebenso verwandt.
Und da fängt jetzt ein kleiner Gen-Krimi an. Nämlich: Dadurch, dass Island derart abgeschottet war und dadurch, dass Island im Wesentlichen von Isländern derselben Herkunft bewohnt war, macht es natürlich einen unglaublichen Sinn, sich als Wissenschaftler dieses Genmaterial anzuschauen.
Auf Island leben momentan ungefähr 320.000 Isländer und seit der Besiedlung lebten insgesamt nur etwa 1 Million Menschen auf dieser Insel. Und weil die ersten Isländer ganz am Anfang Gesetze erließen, die zum Beispiel Erbschaften nur zwischen Blutsverwandten zuließen und außerdem noch ein weiteres Gesetz festschrieben, wonach man seine Blutsverwandten in der Not durchbringen und versorgen musste, führten alle Isländer praktisch von Tag 1 an, detailliert Buch über ihre Abstammung, ihrer Ahnen, ihrer Kinder usw.
Damit ist Island nicht nur ein sehr kleiner Staat und ein genetisch isolierter Staat, es gibt auch die letzten 1.000 Jahre die detailliertesten Genealogischen Dokumente, die man sich als Wissenschaftler nur wünschen könnte. Wenn man da jetzt noch die Überlieferung, Geschichtserzählungen usw. hat, dann ist das ein wahrer Schatz.
Das dachten sich auch die Gründer der Firma Decode Genetics und setzten sich ‘97 mit der isländischen Regierung in Verbindung. Der Plan: Die Daten von 95% aller Isländer, die in den vergangenen 300 Jahren auf der Atlantikinsel lebten oder leben, zu erfassen und deren genetische Informationen zu verwenden, um zum Beispiel genetisch verursachte Krankheiten dingfest zu machen. Oder ganz allgemein Dinge über das menschliche Erbgut zu lernen, die auf Island offensichtlicher zutage treten sollten, als irgendwo sonst.
Die Genehmigung wurde zunächst auch erteilt. Inzwischen ist die wegen aller möglichen Bedenken wieder zurückgezogen und die Firma Decode Genetics arbeitet jetzt stattdessen mit Freiwilligen, aber das Projekt ist immer noch im Gange.
Und das Thema ist natürlich immer noch ein Spannendes. Das hat vor einigen Jahren auch mal für Schlagzeilen in unserem Blätterwald gesorgt. Es kam nämlich eine App raus, die die frei in Island zugängliche Verwandtschaftsdatenbank abfragte und davor warnte, wenn man Gefahr lief mit jemandem Inzest zu begehen. Das heißt, Szenario: Ich gehe in eine Bar, lerne dort jemanden kennen, finde die Peron nett, möchte mit der Person ins Bett gehen und kann dann eben noch mal ganz kurz mit der App checken, ob ich nicht vielleicht doch versehentlich mit der Person verwandt bin.
Das soll wohl gelegentlich vorgekommen sein und ist wohl ein isländischer Treppenwitz, dass man durchaus auch mal versehentlich eine Cousine oder so abschleppt, ohne es zu wissen. In der Realität war das dann doch wohl eher ein Gag und kommt auch auf Island nicht so oft vor. Normalerweise kennen wir unsere Verwandten 1. und 2. Grades ganz gut, auch die Isländer sind da keine Ausnahme.
Decode Genetics verdanken wir übrigens auch ein anderes Beispiel für nützliches Partywissen. Die haben nämlich aus der Variation von männlich weitergegebenen Genen, also dem Y-Chromosom berechnet, wann denn der letzte gemeinsame männliche Vorfahre von uns allen gelebt haben muss. Und das war dann wohl ungefähr vor 239.000 Jahren. Das wäre dann so eine Art Adam.
Verwirrenderweise ist die Berechnung für die Eva nicht beim selben Jahresstand. Da ist man nämlich bei ungefähr 100.000 bis 200.000 Jahre. Das heißt, Adam und Eva haben sich in diesem Rechenbeispiel nie so richtig wirklich getroffen. Gemessen an der Zeit, die es schon eben auf der Erde gibt, ist es sowieso nur ein Wimpernschlag und macht dann wahrscheinlich gar nicht so viel Unterschied. So oder so, eine spannende Geschichte.
Island ist definitiv immer noch auf meiner persönlichen Bucket List, ich möchte da irgendwann mal hin und meine Kamera mitnehmen und viele, viele großartige Fotos schießen. Und jedes Mal, wenn mir dort dann ein Isländer über den Weg läuft, werde ich daran denken, dass die ja eigentlich alle miteinander verwandt sind und von einer kleinen Gruppe Wikinger abstammen. Cool irgendwie…
Bis bald.
1 Kommentar
Island hat rund eine Drittelmillion Einwohner. In jedem Fall ist es aber wenig. 🙂