Ben Smith’s 401 Marathons =^_^=

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Themenpate: @zmahlzeit

Ben Smith war jahrelang Mobbingopfer. 2015 wandelte er diese Erfahrung mit einem Marathon-Rekord in eine Erfolgsgeschichte.

Bild: CC0, Pixabay, https://pixabay.com/en/marathon-hustle-and-bustle-stress-530332/

 

 

#401 – Ben Smith’s 401 Marathons

Am 22. August 2016 ging es im Anerzählt um das Ereignis, das Frauen in den Marathon gebracht hat. Kathrine Switzer war nämlich unerlaubter Weise, als Frau im Boston-Marathon mitgelaufen und es gab einen Eklat.

Wenn du es nachhören willst: Folge 261. 26 Folgen später, also Folge 287, ausgestrahlt am 27. September 2016, ging es wieder um den Marathon –  nämlich um den Marathon of Hope, den Terry Fox gelaufen war. Der hatte nämlich Krebs und eine Beinamputation hinter sich. Er wollte mit seinem Dauerlauf einmal quer durch Kanada darauf aufmerksam machen, dass man sich von so etwas nicht unterkriegen lassen musste. Er wollte Geld sammeln für die Krebsforschung. 24 Millionen Dollar kamen damals zusammen.

In Folge 366 ging es auch um Marathons. Da hatte nämlich die Dänin Annette Fredskov 366 Marathons in 365 Tagen hinter sich gebracht. Ich schaffe ja nicht mal einen – ich schaffe nicht mal einen halben ohne zu trainieren. Unglaublich die Leute.

In Folge 384 ging es dann um eine Ultramarathondisziplin – um das längste zugelassene Ultramarathonrennen der Welt, das 3100 Meilen lang ist. Es ging also schon einige Male um’s Laufen im Anerzählt und irgendwie habe ich das Gefühl, da werden wir noch einmal drauf zurückkommen. Das wird es noch öfter geben.

Die heutige Folge jedenfalls, Folge 401, ist inzwischen die fünfte Anerzählt-Folge, in der wir über Marathonirrsinn sprechen und irgendwie scheint es auch so zu sein, dass man mit Laufen irgendwie Geld sammeln kann. Zumindest wenn man für einen guten Zweck läuft. Ich meine, mir hat bei meiner fünf Kilometerrunde um den Main noch nie jemand Geld gegeben, aber vielleicht müsste ich das einfach anders anpacken…

Die heutige Folge jedenfalls geht um einen Gentleman namens Ben Smith und vorgeschlagen hat das Thema der @zmahlzeit mal wieder – weil nämlich Ben Smith 401 Marathon in 401 Tagen gelaufen ist! Und warum macht man so etwas?  So etwas macht man, weil man auf etwas aufmerksam machen möchte. Im Falle von Ben wollte er was gegen sogenanntes Bullying machen – also Mobbing. Und das kam aus seiner eigenen Geschichte.

Sein Vater der war nämlich US-Soldat und in Deutschland stationiert. Um seinem Kind zu ersparen Deutsch lernen zu müssen, hat er Ben in England auf eine Schule geschickt. Ben war schon etwas sensibler als andere und er war schon immer etwas ungewöhnlich. In dem speziellen Fall war er dann eben auch noch weit weg von Freunden, Familie und aus einem anderen Kulturkreis. Es mag ja sein, dass man in den USA genauso wie in Großbritannien englisch spricht, aber kulturell und auch im Englischen sind die beiden Länder dann doch noch sehr unterschiedlich.

Das ist speziell in der Schule nicht immer von Vorteil. Wenn Du dann obendrein noch während Du durch die Pubertät gehst, entdeckst, dass Du auf Männer stehst, während Deine Schule und die Gesellschaft, in der Du Dich befindest, entweder einen fundamental-christlichen Hintergrund oder eine homophobe Einstellung haben, dann ist das Desaster vorprogrammiert.

Acht Jahre hat Ben das hinter sich gebracht. Danach, so sagt er selber, war er ein Wrack.  Er war unsicher, er rauchte und trank, er war übergewichtig und wusste mit seinem Leben nichts anzufangen. Zweimal versuchte er sich umzubringen und war ansonsten auch kreuzunglücklich. Mit 31 Jahren hatte er dann einen Schlaganfall und dieser Schlaganfall änderte für ihn alles. Während er sich im Krankenbett erholte, beschloss er Verantwortung für sein Leben zu übernehmen. Sein erster Schritt war sein Coming-out gegenüber seinen Eltern – mit 31 Jahren.

Danach begann er zu laufen, um was gegen sein Übergewicht zu tun. 2012 kam ihm die Idee zur four or one Challenge. Er suchte sich Partner, gründete eine Charity und begann alles durchzuplanen. Jeden Tag ein anderer Marathon, so die Idee. Mit Stonewall und Kidscabe hatte er zwei Organisationen an Bord, die sich um Mobbingopfer kümmerten und sein Rekordlauf war auch wirklich erfolgreich. 275.000 Pfund – das sind umgerechnet ungefähr 312.000 € – hat er durch seine Marathonläufe eingenommen. 401 Marathons –  und er hat das wirklich gemacht –  in 401 Tagen.  Und das, obwohl er zwischendurch mit einem Nabelbruch 10 Tage aussetzen musste.

 

Während er seine Läufe absolvierte, hat er über 6.500 Kalorien am Tag gegessen.  Er hat 19 kg durch seine Läufe verloren. Die gelaufene Strecke war etwa 16.908 km und damit hätte man 33 ½ mal von München nach Berlin laufen können. Alles in allem hat Ben jedenfalls eine kleine Armee von Menschen mobilisiert. 309 verschiedene Orte hat er angesteuert und dabei fast 8.000 Mitläufer abschnittsweise dabei gehabt. Ungefähr 250 Laufclubs haben die Streckenplanung übernommen und um die 300 Therapeuten waren mit dabei. Diese haben ungefähr an 100 Schulen Angebote für Mobbingopfer gebaut.  Alles in allem jedenfalls eine schöne Aktion.

 

Ben Smith legt Wert darauf festzustellen, dass er nicht gegen Mobbing protestieren wollte, sondern, er möchte zeigen, dass egal was man durchgemacht hat, jederzeit die Möglichkeit besteht, die schlimmen Erlebnisse in etwas Positives zu verwandeln.  

Bis bald.