222 Millionen Tonnen =^_^=

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222 Millionen Tonnen Nahrung werden in der westlichen Welt jedes Jahr in den Müll geworfen. Das ist fast so viel wie Subsahara-Afrika insgesamt produziert (230 millionen Tonnen) und summiert sich zu einem Millardenschaden für die Wirtschaft und die Umwelt. Fast die Hälfte in den Müll zu werfen hat eben nicht nur finanzielle, sondern durch die aufgebrachten Energiemengen und Verpackungsstoffe viele weiteren Folgen…

  • http://www.wwf.de/lebensmittelverschwendung/
  • http://www.tafel.de/die-tafeln/zahlen-fakten/lebensmittelverschwendung.html
  • https://www.verbraucherzentrale.de/lebensmittelverschwendung
  • https://222milliontons.com/
  • http://www.endfoodwastenow.org/index.php/resources/facts
  • http://www.fao.org/news/story/en/item/74192/icode/

Bild: CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=933284

 

 

#222 – 222 Millionen Tonnen

222 Millionen Tonnen Essen. So viel wirft die westliche Welt regelmäßig in den Abfall, also wir. Du. Ich. Jeder, den wir kennen wirft Essen weg, obwohl es noch nicht schlecht ist, nur weil das Verfallsdatum schon abgelaufen ist und sich nicht mehr ganz sicher ist. Oder weil man weiß, dass man es sowieso nicht aufessen wird. Oder aus irgendwelchen anderen Gründen.

Was daran so absurd ist: Dass ist ungefähr die gesamte Essensproduktion von Subsahara Afrika. Die produzieren nämlich 230 Millionen Tonnen. Und falls Du jetzt das Gefühl hattest, das ist schon ziemlich viel oder auch irrsinnig viel, dann packe ich nochmal drauf. Nämlich weltweit wird ungefähr ⅓ der für den Verzehr gedachten Lebensmittel aus irgendwelchen Gründen entweder weggeworfen oder wird schlecht. Wir reden da von 1,3 Milliarden Tonnen Essen.

Jetzt sind natürlich diese Statistiken immer allumfassend. Das heißt, generell wird mal verglichen, wie viel Essen wurde produziert und wie viel davon konsumiert und das Delta wird erfasst. Wie geht denn nun das Essen dazwischen verloren? Da gibt es auch einige Studien und im Wesentlichen wird es entweder schlecht beim Verbraucher, also in unseren Kühlschränken oder aber, und das macht den größten Teil aus, es wird aus allen möglichen Gründen einfach wirklich weggeworfen, obwohl es noch gut ist.

Gründe können rechtlicher Natur sein. Beispielsweise bin ich ein Caterer und ich habe zuviel Essen bestellt bekommen und habe jetzt Essen übrig, obwohl die Veranstaltung schon vorbei ist. Dann muss ich unter Umständen, je nachdem, wie die lokalen Vorschriften sind, das ganze dann in den Müll werfen. Oder aber ich bin ein Supermarkt und in meinem Regal ist das Obst schon überreif. Obwohl es noch nicht schlecht ist, glaube ich es aber nicht mehr verkaufen zu können und sortiere es aus. Oder aber, ich bin eben ein übervorsichtiger Endverbraucher; ich mache meinen Kühlschrank auf; ich sehe einen Joghurt, der schon seit einer Woche abgelaufen ist und bevor ich das überhaupt probiere, werfe ich ihn in den Müll.

Überhaupt: Joghurt ist übrigens ein sehr schönes Beispiel hier. Denn Joghurt bleibt praktisch ewig gut. Also auch wenn das Datum abgelaufen ist. Solange da kein Schimmel drauf ist, ist Joghurt noch genießbar und da die Verpackungen in aller Regel luftdicht sind, also auch keimfrei verschlossen sind und Joghurt, bevor er ausgeliefert wird, normalerweise nochmal so hoch erhitzt wird, dass alle Keime in der Kultur absterben, sind Joghurt und Milchprodukte ganz generell oft noch sehr sicher, solange sie eben noch gut riechen. Und woher weiß ich das? Ich habe mich tatsächlich erst gestern schlau gemacht zu dem Thema, als ich einen seit 2 Wochen abgelaufenen Joghurt im Kühlschrank fand, der ganz normal roch, ganz normal aussah und ganz normal schmeckte. Eine Recherche hat da erbracht: Der ist auch völlig für den Genuss geeignet.

Das gilt natürlich nicht für alle Lebensmittel. Es gibt die Lebensmittel, bei denen steht ein Mindeshaltbarkeitsdatum drauf. Bei denen ist das so. Wenn man die anschaut und die sehen normal aus, sie riechen normal und eine kurze Geschmacksprobe lässt vermuten, dass sie auch normal schmecken – dann kann man die bedenkenlos zu sich nehmen.

Anders bei leicht verderblichen Lebensmittel – Fisch zum Beispiel. Da steht normalerweise eben kein Mindesthaltbarkeitsdatum drauf, sondern ein Verbrauchsdatum. Also das wirkliche, echte, buchstäbliche Ablaufdatum. Und bei solchen Lebensmitteln, da sollte man eben dann auch das Ablaufdatum beachten, denn die können durchaus gesundheitsschädlich sein.

Aber zurück zu unseren weggeworfenen Lebensmitteln. Die landen zu 97% in Mülldeponien und gammeln dann dort vor sich hin. Bei dem Verfallsprozess wird Methangas frei und Methangas ist 21 mal so stark als Treibhausgas, wie das viel verhasste CO2. Wenn 97% des Mülls in der Mülldeponie landen, dann ist es auch übrigens umgekehrt so, dass weniger als 3% unserer Nahrungsmittelabfälle kompostiert werden. Und die meisten kann man wahrscheinlich auch gar nicht kompostieren.

Wenn ich mich zum Beispiel mal hier bei den Gepflogenheiten meiner lokalen Hausgemeinschaft umschaue, da sind anscheinend einige dabei, die sind schlicht zu blöd zu verstehen, dass man keine REWE Plastiktüte mit in den Bio-Kompostmüll fallen lässt. Und wenn natürlich dann Plastik dazwischen ist, dann ist das Zeug auch nicht mehr für den Kompost geeignet.

Diese gesamte Essensverschwenderei kostet natürlich auch Geld. Denn solche Lebensmittel wollen ja eingekauft werden und das sind in den USA allein im Jahr um die 600 Dollar. Das ist eine ähnliche Dimension hier bei uns in Deutschland. Das sind nur die Kosten für unseren Geldbeutel, das berechnet gar nicht die Kosten für die Natur. Denn Lebensmittel werden ja oft auch einmal um die Welt geschippert, damit sie bei uns im Supermarkt landen und verpackt müssen sie ja auch werden. Das heißt, es wird einiges an Erdöl verbraucht, um diese Produkte für uns zu produzieren, zu verpacken und zuzustellen. Und die, die haben wir dann alle für nichts durch die Gegend geschickt, wenn wir sie in den Müll fallen lassen.

Und nur mal, um einen Vergleich zu haben, von was für Mengen wir hier sprechen: Hätte man die verschwendeten Lebensmittel in den USA im Jahr 2010 verwendet, um das Empire State Building damit auszustopfen, hätte man das 91 mal machen können. Das kann ich mir irgendwie auch nicht besser vorstellen, aber es ist echt viel Zeug.

Und in den letzten Jahren scheint es da einen Aufwärtstrend zu geben, obwohl es verschiedene Initiativen gibt, die sich dagegen stemmen. Zum Beispiel landen in Deutschland pro Sekunde 313 Kilo eigentlich noch genießbarer Lebensmittel in der Tonne. Das kann eben, wie schon gesagt, schon am Feld, im Einzelhandel, in den Kantinen oder eben bei uns direkt vom Kühlschrank in die Mülltonne passieren. Würden wir unser Essen wirklich wertschätzen und etwas mehr darüber nachdenken, dann könnte man mehr als 50% davon im Grunde vermeiden.

Die Lebensmittelverschwendung kostet uns in Deutschland im Jahr ungefähr 25 Milliarden Euro. Das sind 25 Milliarden Euro, die im Müll landen. Würden wir diese 50% einsparen, dann wären das doch die ein oder andere schöne Autobahn oder das ein oder andere schöne Bildungsprojekt, dass man damit würde finanzieren können.

Und falls ich es jetzt geschafft habe, Dich dafür ein bisschen zu sensibilisieren: Es gibt ein paar Verbände und Institutionen, die dabei helfen, diese Verschwendung in den Griff zu bekommen. Da ist zum einen die Verbraucherzentrale. Ich habe einen Link in die Shownotes gepackt, der auf die entsprechende Seite mit Tipps und Empfehlungen verweist oder auch die Tafeln. Ein Projekt, in dem es darum geht, Lebensmittel, die im Grunde noch gut sind, an Bedürftige zu verteilen. Also, zum Beispiel Supermärkte, die ihre Obstvorräte versuchen loszuwerden, weil sie sie nicht mehr verkaufen können, müssen die nicht in den Müll fallen lassen, sondern können die den Tafeln geben, wo sie dann Obdachlosen zugeteilt werden.

Oder, wie ich es schonmal gemacht habe: Ich habe bei einer größeren Veranstaltung mich mal mit den Lebensmitteln verkalkuliert und ich habe die Lebensmittel, die übrig blieben gesammelt zur Bahnhofsmission gebracht. Dort wurden die dann auch entsprechend weiter verteilt. Das kann man natürlich nicht so einfach mit dem Joghurt im Privatkühlschrank machen, aber vielleicht mit der Information von vorhin, dass der durchaus noch mehrere Wochen nach Ablauf des Haltbarkeitsdatums immernoch gut und genießbar ist, kann man ja den ein oder anderen Wegwurf sich ersparen und das ganze dann doch noch verbrauchen.

Bis bald.