====> 30x Fotogeschichte(n) - Ein Lesebuch für Fotograf*innen mit und ohne Kamera <====
Themenpate @adamosbach
Sie war vielleicht die erste weibliche Agentin im Dienst einer geheimen Regierungsorganisation. Vielleicht gab es sie auch nie…
- https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_Y:_The_Last_Man_characters#Agent_355
- https://en.wikipedia.org/wiki/Agent_355
- https://en.wikipedia.org/wiki/HMS_Jersey_(1736)
- https://ladiesindefiance.com/2012/09/24/agent-355-her-name-might-be-a-mystery-but-is-her-identity-really-still-a-secret/
- https://www.nwhm.org/education-resources/biography/biographies/355/
Bild: CC0, Pixabay, https://pixabay.com/en/detective-woman-investigate-28799/
Sie ist wahrscheinlich eine der ersten amerikanischen weiblichen Undercover-Offiziere gewesen. Eine Frau, die an George Washington höchst selbst regelmäßig Geheimnisse verraten hat und das als Mitglied einer der ersten staatlichen Spionageeinheiten überhaupt – dem sogenannten Culper Ring.
Viel weiß man nicht über sie; vor allem weiß man nicht, wie sie wirklich geheißen hat. Es gibt eine ganze Reihe von Vermutungen und Hobbyhistoriker, die der Geschichte von Agentin 355 – oder im Englischen Agent 355 – nachgehen. Jedenfalls war George Washington in New York außerordentlich gut informiert über die Bewegungen der Briten und das wird einer angeblich sehr gewitzten hochintelligenten und an höchster Stelle untergebrachten Spionin zugeschrieben – eben Agent 355.
Agent 355 steht allerdings wohl in erster Linie für weiblicher Agent. Deswegen weiß man auch nicht mal so genau, ob Agent 355 eigentlich eine einzelne Person war oder vielleicht auch einfach nur eine Art Sammelbezeichnung für Frauen mit interessantem Wissen und Verbindungen.
Um Agent 355 ranken sich trotzdem eine ganze Reihe von Legenden und es wird behauptet, dass die Agentin irgendwann zum Ende des Krieges hin gefasst worden sei und in einem Prisonship – einem Gefängnisschiff – dann eingesperrt worden war und dort dann ein Kind zur Welt gebracht hätte und später in dem Schiff auch gestorben ist.
Diese Prisonships muss man sich als wirklich furchtbaren Ort vorstellen. In der Nähe von New York gab es die HMS Jersey. Das war ein mehrgeschossiges, tiefdunkles, fest lagerndes Schiff und an Bord dieses Schiffes muss es furchtbare Zustände gegeben haben. Kriegsverbrecher, Spione, Deserteure. Während der amerikanischen Revolution wurde jeder, der in den Augen der Briten ein Kriegsverbrecher oder ein Verbrecher gegen die britische Krone war und in der Nähe von New York oder New Jersey gefasst wurde, in so einem Schiff untergebracht. Und die HMS Jersey, dieses Gefängnisschiff, in dem auch Agent 355 gefangen gehalten worden sein soll, das hatte den Spitznamen “Hell” – “Hölle”. Weil kaum jemand da wieder lebend herauskam und die Bedingungen an Bord des Schiffes furchtbar gewesen sein müssen. Ungefähr 11.000 Gefangene starben an Bord von Gefängnisschiffen, wie der HMS Jersey.
Aber zurück: Wir wissen, wie gesagt, kaum etwas über die Agentin, die George Washington mit hervorragendem Hintergrundwissen über britische Bewegungen in New York und Umgebung versorgt hat. Sie muss aber wohl hochrangig untergebracht gewesen sein. Wahrscheinlich die Frau eines Admirals oder ähnliches. Und auf ihre Art und Weise ist die Frau unsterblich geworden. Sie taucht in einer ganzen Reihe von modernen Verfilmungen, Geschichten, Büchern und Videospielen auf. So gibt es einen Agent 355 in dem Computerspiel Assassin’s Creed und es gibt eine ganz großartige Comicreihe, in der ein Agent 355 eine prominente Rolle spielt, nämlich die Comic Reihe “Y: The last man”.
Die Handlung ist eher apokalyptisch, aber sehr interessant. Es bricht nämlich auf der Erde eine seltsame Seuche aus. Eine Seuche, die nur Männer befällt. Es bleiben also alleine die Frauen zurück, bis auf einen einzigen Mann und seinen Affen. Und die beiden sind dann die letzten “Männchen” der Welt und machen sich auf, das Rätsel zu lösen, woran die männliche Menschheit denn nun gestorben ist.
Ja und Agent 355 ist wie ihre historische Vorbildfigur ein Agent der amerikanischen Regierung. Eine Agentin des Culper Rings und eine von vielen in einer ganzen Reihe. Es wird dargestellt, wie eine Art Tradition, in der immer wieder ein Agent 355 existiert, eben seit der berühmten allerersten Agentin, die George Washington unterstützt hat.
Fassen wir also zusammen: Es gibt eine Agentin Namens Agent 355, von der wir eigentlich nur ziemlich sicher sind, dass es sie gegeben hat. Aber wir wissen nicht genau, wer sie war. Wir wissen nicht genau, wie viele Personen vielleicht gemeint sind und wir sind uns nicht ganz sicher, ob sie nun auf so einem Gefängnisschiff gestorben ist. Aber wir wissen von Korrespondenz, Dokumenten und historischen Unterlagen, dass George Washington Informationen von einer hochrangigen amerikanischen Geheimagentin gesammelt hat und diese Informationen vielleicht den Ausgang der Revolutionskriege beeinflusst hat.
In der Popkultur gibt es Agent 355’s an allen möglichen Ecken und Enden und über die weiß man dann fast mehr als über die historische Vorlage. Zum Beispiel kann man als Leser von “Y: The last man” einen Namen herausfinden – der Original-Name, der in der Serie zwar nicht direkt verraten wird, aber wohl mit Hinweisen in den Comics versteckt ist.
Und dass wir dieses ganze Rätsel jetzt am Hals haben und uns jetzt darüber Gedanken machen können, vielleicht nochmal zum Comiclesen anfangen oder uns ein Buch über Agent 355 kaufen müssen, weil uns die Neugierde nicht mehr loslässt – daran ist @adamosbach schuld, der heute als Themenpaten den Themenanker gestellt hat.
Bis bald.