Laterne, Laterne. Sonne, Mond und Sterne. =^_^=

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Themenpate: JeLuf

St. Martin ist uns hauptsächlich durch die Martinsumzüge im November ein Begriff und durch den berühmten geteilten Mantel. Aber sein Leben war ereignisreicher und voller guter Taten.

Bild: By Anthony van Dyck – [2], Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10428748

 

 

#397 – Laterne, Laterne. Sonne, Mond und Sterne.

Falls Du Kinder hast, dann musst Du jetzt ganz, ganz stark sein. Und schuld an dem Thema ist der Nutzer JeLuf, denn der hat festgestellt, dass die Jahreszahl 397 n. Chr. das Sterbejahr eines ganz besonderen, berühmten Mannes war. Mal gucken, ob Du den erraten kannst.

[Auszug aus “Ich gehe mit meiner Laterne”]

Genau! Es geht um den Sankt Martin. Und den Heiligen Sankt Martin habe ich ja Jahre lang mit diesen dappigen Papierlaternen verbunden. Ich erinnere mich auch, dass in meiner Kindheit mal so ein Ding abgebrannt ist, was ein mittelschweres Drama produziert hat. Also ich habe das Drama produziert. Und über mehrere Jahre hinweg, im Kindergarten, im Hort war das alljährliche Laternenbasteln und dann auf diesen Umzug gehen. Falls Du noch keine Kinder hast, dann lass es Dir gesagt sein: Das ist genau einmal süß – nämlich beim allerersten Mal. Danach wurdest Du nämlich dann erfolgreich traumatisiert. Der abendliche Bastelwahnsinn mit vielen anderen übermotivierten Eltern und den Kindern im Kindergarten, der gibt Dir garantiert den Rest.

Aber wenigstens kann man die Kinder ja singen lassen und es gibt ja kaum etwas schöneres als Kinderstimmchen, die durch die Nacht schallen.

Oh ja, oh ja und kalt ist es meistens. Es ist nämlich der 11. November, wenn wir Sankt Martin feiern. Warum ist es gerade der 11. November? Na weil das der Todestag von Sankt Martin ist. Und dann gibt es natürlich noch einen Grund, nämlich die Geschichte vom Heiligen Sankt Martin. Die, wie er seinen Mantel geteilt hat mit einem armen, halb nackten Bettler. Die funktioniert natürlich nicht, wenn es milde 20 Grad draußen hat, sondern funktioniert nur, wenn es Minusgrade sind. Und um das authentisch zu feiern, laufen wir dann mit unseren Laternen fröhlich singend bei Minusgraden durch die Gegend. Beziehungsweise: In der Regel sind es noch gerade so Nicht-Minusgrade, sondern das ist so Nieselregen bei 4 Grad – zumindest hatte ich das Glück, immer bei Nieselregen und 4 Grad da draußen zu sein.

Aber zurück zu Sankt Martin – die Geschichte geht ja ungefähr so: Sankt Martin war ein römischer Soldat. Und er war Christ. Und die Legende vom Heiligen Sankt Martin geht eben so, dass er auf seinem Pferd mit seinem Offiziersmantel auf ein Tor zugeritten ist, dort eben besagten Bettler halbnackt getroffen hat und so vor Mitleid ergriffen war, dass er seinen Mantel mit dem Schwert in zwei Hälften teilte und eine Hälfte dem Bettler gab.

Aber wer war der Mann jetzt eigentlich wirklich? Fangen wir von vorne an: Geboren ist Martin als Sohn eines römischen Militärtribuns in Ungarn, hat seine Jugend aber dann in Oberitalien verbracht, wo er zum ersten Mal mit dem Christentum in Berührung kam. Als Sohn eines römischen Offiziers musste Martin auch Militärdienst leisten. Er wurde dann relativ früh zur Leibwache des Kaiser Konstantin II. nach Mailand angezogen und später dann als Offizier war er auch in verschiedenen Kriegen in Germanien im Einsatz.

Dort vertiefte sich sein Glaube bis er schließlich um seine Entlassung bat. Er wäre eben jetzt inzwischen kein Soldat des Römischen Reiches mehr, sondern ein Soldat Christi. Und der Dienst mit der Waffe, der vertrug sich damit eben irgendwie nicht. Seinem Wunsch wurde allerdings erstmal nicht stattgegeben und so schied er erst nach 25 Jahren Dienstzeit im Alter von 40 Jahren aus dem Heerdienst aus.

Sein erster Versuch eines christlichen Lebens war dann in Genua, als Eremit und Einsiedler zu leben. Das hat nicht so ganz funktioniert – eine Menge Anhänger folgten ihm nach, sodass er das Leben relativ schnell wieder aufgab.

Er machte sich dann auf den Weg zurück nach Gallien und errichtete das erste Kloster des Abendlandes und es blieb auch nicht das einzige Kloster. Er hat damit weitergemacht; er hat noch andere Kloster errichtet und Pfarreien gegründet und wurde zum Bischof ernannt.

Martin wurde schnell zum Bindeglied zwischen Rom und dem Reich der Franken und er hatte einen Ruf als asketischer Mönch und Wohltäter. Auch als er Bischof war lebte er lieber in einer Holzhütte vor den Mauern der Stadt, als in der Stadt in einem Palast. Martin ist ein sogenannter Bekennender. Das heißt, es ist kein Märtyrer, der für seinen Glauben sterben musste, sondern ist ein Beispiel für ein gutes und gelungenes Leben.

Er war unglaublich tätig; er war gleichzeitig Politiker, Gläubiger, Vorbild und Wohltäter und als er mit 81 Jahren dann starb, wurde er unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beigesetzt. Deswegen und weil ein Frankenkönig ihn zum Nationalheiligen und Schutzherr der fränkischen-merowingischen Könige erhob, wurde sein Name praktisch unsterblich. Sein Mantel war in der Merowinger Zeit, Teil des Kronschatzes der fränkischen Könige und reiste mit ihrem Hof von Aufenthaltsort zu Aufenthaltsort.

Martin ist Schutzpatron Frankreichs und der Slowakei. Er ist Landespatron des Burgenlandes und er ist Patron der Stadt Mainz und des Eichfelds und Patron des Mainzer Doms. Außerdem ist er auf vielen Orten als Wappenfigur zu sehen.

Es gibt den Sankt Martin Orden und auf ihn beruft sich auch die Priestergemeinschaft Sankt Martin in Genua. Ach und eine Karibikinsel mit seinem Namen gibt es dann auch noch. Da muss man dann auch garantiert keinen Mantel mehr zerteilen.

Und wegen der Taten, die von ihm überliefert sind, ist er der Schutzheilige der Reisenden, der Armen, der Bettler, der Reiter, der Flüchtlinge, der Gefangenen, der Abstinenzler und der Soldaten.

Ja und dieser Laternenumzug, der stammt in der Tat aus dem Jahr 397. Martin wurde nämlich nach seinem Tod in einer Lichterprozession in einem Boot nach Tours überführt und seither wird immer wieder eine Lichterprozession in seinem Namen durchgeführt – heute eben überwiegend in Kindergärten.

Bis bald.