====> 30x Fotogeschichte(n) - Ein Lesebuch für Fotograf*innen mit und ohne Kamera <====
Auch auf die Idee mit Notrufnummern musste erst einmal jemand kommen, denn in Zeiten der Telefonzentrale war das ja keine Notwendigkeit. Und so bildeten sich viele verschiedene Notrufsysteme heraus mit vielen verschiedenen Notrufnummern.
Wikipedia (Englisch): 106 Notruf
Wikipedia: Notruf
Wikipedia (Englisch): Notrufnummern und ihre Geschichte
Wikipedia: Europäisches Fahrzeugnotrufsystem
Bild: Wiki Commons
Was hat die 106, die 17 die 132 und die 19222 gemeinsam? Genau! Das letzte hat es wahrscheinlich verraten. Es sind Notrufnummern. So wie die 911 in den USA oder die 110 in Deutschland für die Polizei oder die 112 – die internationale Notrufnummer. Und die 106 ist eine Notrufnummer aus Australien, Israel, Belgien oder Argentinien. Und da stellt sich doch die Frage, zumindest, wenn man so drauf ist wie ich: Woher kommen denn diese Notrufnummern und gibt es denn standardisierte Notrufnummern, die überall gelten? Und die Antwort auf diese Frage ist natürlich, wie so oft „jein“.
Um das zu verstehen, gehen wir mal zurück in der Geschichte, ganz in die graue Vorzeit. Damals, als es noch keine Telefonnummern gab. Aber immerhin schon Telefone. Verbunden wurde damals ja noch per Operator. Es wurde also eine zentrale Stelle angerufen in der jemand saß und per Kabel Verbindungen geschaltet hat. Und wenn man bei diesen Telefonen nun den Hörer abnahm, war man immer zunächst mit der Telefonzentrale verbunden und die haben dann geschaltet. Und wenn man denen dann gesagt hat, ich brauche einen Arzt, ich brauche die Polizei, es brennt, Hilfe, dann haben die natürlich direkt durchschalten können zur lokalen Polizeistation oder was auch immer man angefragt hat. Dieses bequeme Notfallsystem fand natürlich ein Ende, als Telefonsysteme mit Wahl-Nummern eingeführt wurden und damit die Zentrale nicht mehr notwendigerweise kontaktiert wurde.
Die meisten Länder haben das zum Anlass genommen, Zentralen auch komplett einzustellen. Aber Länder wie die USA oder Kanada oder auch UK hatten noch ziemlich lange, bis in die 70er Jahre hinein, eine Telefonzentrale, die man erreichen konnte, in dem man einfach nur die Null gewählt hat. Manche Telefongesellschaften dachten auch an diesen Fall des Notrufs von Anfang an und legten eine Telefonnummer fest. Da die Telefongesellschaften aber anfänglich eher lokal begrenzt aktiv waren, waren das dann oft Telefonnummern, die auch nur in einem bestimmten Bereich galten, also nur in bestimmten Städten oder bestimmten Landkreisen. Und manchmal sogar in Telefonbüchern nachgeschlagen werden mussten, weil sie einfach zu kompliziert waren.
Auckland ist so ein Beispiel. Die hatten nämlich, bis sie 1960 als standardisierte Notrufnummer die 111 einführten, insgesamt über 40 Zentralen, die man erreichen konnte und jede hatte eine andere Notrufnummer.
Das allererste Notrufnummern System, das jemals aktiv geschaltet wurde, haben die Briten erfunden. Es wurde in London eingeführt. Am 01. Juli 1937 und das war die Nummer 999. Mit den frühen Drehscheiben-Systemen war es auch praktisch ausgeschlossen, eine dreiziffrige Zahl versehentlich zu tippen und es machte eigentlich auch gar keinen Unterschied, welche Zahl man denn jetzt dreimal wählte. Die 9, so schien es, war da eine relativ sichere Wahl. Wählte man nun damals die 999, so leuchtete in der zentralen Vermittlungsstelle der Telefongesellschaft ein rotes Blinklicht auf und es wurde ein lauter Alarm-Sound wiedergegeben, sodass der Operator wusste, er muss sich jetzt in dieses Gespräch einschalten.
Mit der Einführung des sogenannten Puls-Wahlsystems kamen Tastentelefone und dann wurde es viel zu leicht versehentlich dreimal dieselbe Ziffer zu tippen. Also mussten Notrufnummern her, die dem entgegenstehen. Und die 999 war dann natürlich ungeeignet. Deswegen kamen in den USA Zahlen, wie die 116 auf oder eben auch dann irgendwann in den 60er Jahren die 911.
Vermittelt wurde aber immer noch lokal. Das heißt, das Telefonnetz, in dem ich mich befand, entschied darüber, wo ich bei dieser Nummer denn tatsächlich rauskam. Und es konnte dann auch problematisch sein, weil ich mich ja eventuell in einem völlig anderen Regierungsbezirk aufhalte und die Nummern waren bis in die 80er Jahre hinein auch nicht notwendigerweise standardisiert. Es konnte also durchaus passieren, dass ich in irgendeiner anderen Stadt die Notrufnummern wähle und dann feststelle, dass ich eigentlich gerade gar nicht mit einer Notrufzentrale verbunden werde, sondern beispielsweise mit einem anderen lokalen Anschluss etc..
Was in den USA 911, war in Europa ab den 70er Jahren die 112. Es war europäische Empfehlung, die 112 als Notrufnummern zu nutzen. Ich weiß nicht, wie es Dir geht. Ich kenne aus meiner Kindheit noch, dass die 112 praktisch exklusiv der Feuerwehr vorbehalten und die 110 für die Polizei gedacht war. Im Grunde war aber die Idee der Europäischen Union, dass es eine Standard Notrufnummer wäre, die für jede Art von Notruf gelten soll und dann automatisch an die jeweils richtige, nächstgelegene Zentrale vermittelt werden sollte.
Schon bei dieser kurzen Geschichte wird eigentlich sehr schnell klar, wie die Technik auch mit beeinflusst hat, wie denn diese Nummern sich ausgebreitet haben und welche Nummern denn genutzt worden. Natürlich ist es noch viel mehr der Fall, wenn wir an heutige Telefonsysteme denken, die ja oft über Datennetze funktionieren. Oder auch zum Beispiel an Handys, die ja letztlich über GSM etc. funktionieren. Und da gibt es auch passende Standards. Seit 2008 gibt es einen Standard, der sich mit Not-Rufenden IP-Netzwerken beschäftigt und die Betreiber von GSM-Netzen routen inzwischen Rufnummern aller wichtigen großen akzeptierten Nummernbereiche automatisch auf die Notrufzentrale. Also die 112, die 999 und die 911 funktionieren auf fast jedem Handy. Und die meisten Handys lassen die Wahl dieser Notrufnummern auch dann zu, wenn das Telefon gesperrt ist und manche sogar, wenn gar keine SIM-Karte in dem Gerät vorliegt. Das ist übrigens etwas, was sich in letzter Zeit geändert hat. Nicht mehr alle Länder erlauben das, nachdem es zu Missbrauchsfällen anscheinend gekommen ist, wo Telefone ohne SIM-Karte zur Notruf-Wahl benutzt worden sind. Wie auch immer man das missbrauchen kann, das war mir, als ich das gelesen habe, nicht ganz klar. Aber was soll es.
Und auch die Zukunft bringt Änderungen für unsere Notrufsysteme. So ist es zum Beispiel so, dass in der Europäischen Union ein automatisches Notrufsystem für Kraftfahrzeuge geplant ist, was ab dem 31. März 2018 verpflichtend in allen neuen Modellen von PKW und Nutzfahrzeugen eingebaut werden muss. Die Idee ist dann, das damit ausgerüstete Fahrzeuge im Falle eines Unfalls voll automatisch einen Notruf an die international bereitgestellte 112 im GSM-Netz absetzen. Heutige Autos haben eh oft ein GPS an Bord, haben meistens auch schon einen Telefonanschluss verbaut, selbst dann, wenn man ihn nicht gekauft hat, ist er oft mit in der Elektronik untergebracht. Und es fehlt eigentlich nur ein kleines regulatorisches Bindeglied um das auch für alle verpflichtend zu machen. Technisch wahrscheinlich gar nicht mal so ein riesiger Aufwand.
So, und jetzt hoffe ich mal, dass Du die Notrufnummern nicht brauchen wirst auf absehbarer Zeit und das alles unter „interessantem Wissen“ verbuchst. Wenn es dann doch mal notwendig ist, merk Dir die 112 und die 911. Beide sollten International, überall, funktionieren und verbinden immer mit der richtigen Notrufleitzentrale.
Bis bald.
2 Kommentare
So, jetzt bin ich beim Nachhören bei Folge 106 angekommen.
Dazu fällt mir noch ein Detail aus meiner Kindheit ein. Es gab Wählscheibenschlösser, um ein Telefon vor unbefugter Benutzung zu schützen. Dieses Schloss konnte in der 3 angebracht werden, dass trotzdem noch die 112 gewählt werden konnte. Wenn ich mich richtig erinnere, gab es für die ersten Tastentelefone auch abschliessbare Abdeckungen, bei denen nur die 1 und die 2 oder 0 freigelassen wurden. Davon habe ich leider keine Bilder gefunden.
Stimmt, ich erinnere mich auch an die Schlösser! 🙂
Verdammt, ich werde alt…