====> 30x Fotogeschichte(n) - Ein Lesebuch für Fotograf*innen mit und ohne Kamera <====
Der Boston Marathon war ein reines Männerevent. 70 Jahre lang hatten nur Männer teilgenommen. Als sich Kathrine Switzer anmeldete, gab sie deshalb nur ihre Initialen an und wurde akzeptiert. Die Startnummer 261 sorgte dann für eine Sensation…
https://de.wikipedia.org/wiki/Kathrine_Switzer
http://kathrineswitzer.com/261-fearless/
http://kathrineswitzer.com/about-kathrine/1967-boston-marathon-the-real-story/
https://www.261fearless.org/
Interview auf Makers.com:
BBC Documentary:
Archivbericht:
Bild: CC-BY-SA (Flickr,https://www.flickr.com/photos/recuerdosdepandora/7060270605)
“The idea of running long distance was always considered very questionable for women because, an arduous activity would mean that you’re going to get big legs and grow a mustache and hair on your chest…”
Das war Kathrine Switzer. Und die Gesichte, die ich heute erzählen möchte ist, wie sie 1967 im Alter von 20 Jahren für einen Eklat sorgte und sozusagen augenblicklich zu einer Art Legende wurde. Was sie nämlich getan hat war, wie sie auch im Intro sagt, geradezu unglaublich.
Sie hat es nämlich gewagt, sich für einen Marathon anzumelden. Genau genommen auch nicht für irgendeinen, sondern für einen recht berühmten Marathon, nämlich dem Boston Marathon. Der war zu dem Zeitpunkt schon 70 Jahre lang veranstaltet worden und es waren immer Männer mitgelaufen. Ausschließlich Männer. Und darum hat sich Katherine auch nicht mit ihrem vollständigen Namen angemeldet, sondern nur mit ihren Initialen.
Sie war damals Journalistikstudentin und trainierte ganz selbstverständlich und regelmäßig im männlichen Leichtathletik-Team mit. Ihr Freund war ein Footballspieler und sie hatte schon etwas sich systematisch auf einen Marathonlauf vorbereitet.
Und so trat sie dann eben auch mit ihrem Freund und ihrem Trainer zusammen unter der Startnummer 261 an. Katherine war jetzt allerdings keine Aktivistin oder Kämpferin für irgendeine Sache. Sie wollte schlicht diesen Marathon laufen und hat sich praktisch reingeschmuggelt. Ihr kam allerdings der Zufall zuhilfe. Denn mit ihrer Startnummer und der Position an der sie loslief, lief sie in der Nähe des Pressewagens mit. Und wenn 70 Jahre lang eine Veranstaltung männerdominiert war, dann ist natürlich eine mitlaufende Frau eine Sensation. Oder zumindest mal berichtenswert.
“Memorials most famous foot race, even attracts a leggy lady. K. Switzer of Syracuse.”
“So there we were with my coach Arnie Briggs and my Boyfriend, an American Football player, Tom Miller. When other runners would come by they would say ‘Oh, it’s a girl!’ and they were so excited. And Arnie was saying ‘jap, I’ve trained her!’
Die Teilnehmer des Rennens und die Presse fanden also Katherines Teilnahme großartig. Nicht so der Direktor der Veranstaltung. Der war auch mit im Wagen und beschloss der Sache ein Ende zu setzen. Er sprang aus dem Wagen und stürmte auf Katherine zu, schreinend und versuchte ihr die 261 vom Trikot zu reißen und sie vom Rennen auszuschließen. Das ganze nahm ein jähes Ende, weil natürlich Katherines Freund, Du erinnerst Dich – der Football-Spieler – sich das nicht lange angeschaut hat, sondern das was die Amerikaner einen Full Body Block nennen mit ihm gemacht hat. Womit diese Diskussion natürlich zunächst mal beendet war.
Das alles bis hierhin fand wie gesagt direkt vor dem Pressewagen statt und die hielten natürlich drauf. Und ab da war Katherine auch klar, dass jetzt kein Weg mehr daran vorbeiführen würde, dieses Rennen auch zu beenden.
I would have finished this race on my hands and my knees if I have to, because nobody believes, that I can do this. And suddenly I realized, you know, if I don’t finish this race then everybody is going to believe women can’t do it and that they don’t deserve to be here and that they are incapable.”
Und natürlich hat sie das Rennen abgeschlossen.
Die Fotos vom Direktor des Boston Marathon, der versucht Katherine von der Bahn zu zerren, gingen um die Welt und haben eine massive Diskussion darüber ausgelöst, ob Frauen im Sport wirklich ausgeschlossen werden dürfen. Und 1972 führte das dann dazu, dass der Boston Marathon erstmals offiziell auch Frauen zuließ. Katherine lief natürlich in diesem Jahr auch mit und wurde Dritte, mit 3:29:51 Stunden.
Und was eigentlich mal als eine Art Gag begonnen hat, änderte Katherines komplettes Leben, wie sie auch selber sagt. Sie lebt auch praktisch davon. Sie hat mehrere Bücher geschrieben. Sie lief seither in verschiedensten berühmten und weniger berühmten Marathonläufen mit. Sie betreibt ein Projekt, das Frauen unterstützt und kann ganz eindeutig von sich behaupten, dass sie die Welt ein bisschen verändert hat – zum Besseren wie ich finde.
Bis bald.