====> 30x Fotogeschichte(n) - Ein Lesebuch für Fotograf*innen mit und ohne Kamera <====
Themenpate? Haben wir auch 🙂
- @zmahlzeit aka Martin unterhält sich mit Dirk über Geocaching, Podcasting, Fitness und CSI Ottobrunn
Die heutige Anerzählt-Episode ist anders als andere Anerzählt-Episoden. Länge, Thema, Machart – heute hast Du sozusagen ein Special im Ohr. Ich war nämlich neugierig, wer sich hinter einem meiner Themenpaten verbirgt. Eigentlich bin ich ja auf alle Themenpaten neugierig, aber einer macht jetzt mal den Anfang – einfach, weil er schon so viele Vorschläge beigetragen hat. Und darum lernst Du jetzt in den nächsten 22 Minuten @zmahlzeit kennen. Wir reden über Podcasting, über Geocaching, über Ottobrunn und über seinen Job als Profiler bei der Polizei. Viel Spaß!
Dirk: Okay, normalerweise schaut mir nie einer zu, wenn ich den Anerzählt mache!! Was war es? – 422, gell? 424. 424 Gästebetten gibt es in Ottobrunn und da fragst Du Dich jetzt vielleicht Warum Ottobrunn? Warum nimmt der Anerzähler denn Gästebetten in Ottobrunn als Themenanker? Und wo zur Hölle ist Ottobrunn?! Hi, grüß’ Dich! Martin heißt Du ja eigentlich mit richtigem Namen, gell?
Martin: Das ist richtig. Ich grüße Dich auch, Dirk – Hallo!
Dirk: Jetzt erzähl mal: Warum 424 Gästebetten? Und was kannst Du zu Deiner Verteidigung vorbringen?
Martin: Es ist wirklich der Strohhalm, den ich gesucht habe, um eine Verknüpfung zu meinem Heimatort Ottobrunn zu schaffen. In Ottobrunn bin ich aufgewachsen, habe dort meine Kindheit verbracht – eigentlich bis zum 18. Lebensjahr. Du hattest mich ja gefragt, ob ich nicht Lust hätte, anlässlich dieses Jubiläums eine Sendung mit Dir aufzunehmen und da war das tatsächlich der Punkt, wo ich gesagt habe, wenn wir eine Verknüpfung schaffen wollen, dann ist das die nächst greifbare Zahl. Ottobrunn hätte noch andere Zahlen – 1902 gegründet -, aber das läge so weit in der Ferne, wenn man Jahreszahlen nehmen würde und deswegen kam mir diese Statistik gerade recht und diese naheliegende Zahl, um da den Themenanker für diese Sendung zu schaffen.
Dirk: Okay. Das heißt, diese Gästebetten – das ist auch keine aktuelle Zahl, die Du jetzt beim Fremdenverkehrsministerium recherchiert hast, sondern Du hast einfach mal im Internet gewühlt und geschaut, was es über Ottobrunn gibt?
Martin: Genauso ist es. Da habe ich eine entsprechende Statistik aufmachen können und war dann ganz glücklich, dass ich diese Zahl gefunden habe. Diese Anzahl der Gästebetten war im Jahr 2010 bis 2012 aktuell. Jetzt sind es in der Tat schon wieder etwas weniger.
Dirk: Dann erzähl uns doch mal: Ottobrunn – wo ist denn das überhaupt und warum haben die überhaupt Gästebetten?
Martin: Ottobrunn ist Südosten von München, wie Du schon gesagt hast und historisch ist es so, dass hier alte Römerstraßen entlang gelaufen sind. Das heutige Gemeindegebiet liegt zwischen zwei alten Römerstraßen, die von Augsburg nach Salzburg gelaufen sind. Es ist so: Durch die Gründung der Stadt München wurde auch die Salzhandelsstraße etwas verlegt und führte dann über Rosenheim. Das war dann direkt durch Ottobrunn durch und eigentlich hat sich dadurch die Rosenheimer Landstraße herausgebildet. Das ist so auch die zentrale Hauptstraße in – dieser Stadt, kann man schon fast sagen. Ungefähr 20.000 Einwohner sind dort beheimatet.
Das hat alles dazu geführt, dass immer mehr Menschen nach Ottobrunn gekommen sind und entsprechend auch Übernachtungsmöglichkeiten gebraucht haben, wenn irgendwelche Seminare oder Firmenveranstaltungen stattgefunden haben.
Dirk: Bist Du ein gebürtiger Ottobrunner, also Ottobrunner im Herzen? Gibt es sowas überhaupt, wie DEN Ottobrunner?
Martin: Eigentlich könnte man das schon sagen. Die Mutter kommt eher aus der Nähe von Berlin, mein Vater aus der Richtung von Aachen und nachdem in Neubiberg – das ist eine Nachbargemeinde von Ottobrunn, früher ein Militärstützpunkt…. Da haben sie sich in dort irgendwann mal getroffen und beschlossen, hier schließen wir den Bund für’s Leben und sorgen entsprechend auch für Nachwuchs. Dadurch bin ich eigentlich ein typischer Ottobrunner. Ich war eigentlich immer in München – Ottobrunn, bis ich vom Militär aus, weil ich dann bei der Bundeswehr war, auch woanders hin versetzt worden bin.
Dirk: Das ist jetzt mal sowieso eine ganz gute Überleitung. Du warst bei der Bundeswehr, bist dann irgendwann wieder zu Ottobrunn zurückgekommen. Was machst Du denn so mit Deinem Tag, wenn Du nicht gerade Podcasts hörst oder Themen für den Anerzählt suchst?
Martin: Von der beruflichen Tätigkeit her bin ich beim Bayerischen Landeskriminalamt beschäftigt und bin dort – um es einfach zu erklären – im Prinzip Ballistiker. All das, was man vom Fernsehen kennt. Vom Tatort und vom CSI, diese Dinge wie: Aus was für einer Waffe wurde geschossen? Aus welcher Entfernung wurde geschossen? Das ist mein Tätigkeitsgebiet. Es geht aber auch um harmlose Dinge, wenn eben Waffen gefunden werden – inwieweit sie funktionsfähig sind; inwieweit sie verändert worden sind. Das ist mein Hauptaufgabengebiet und ansonsten ist mein großes Hobby das Geocaching und Podcasthören und auch machen, ja.
Dirk: Was machst Du denn für einen Podcast – wo kann man Dich hören?
Martin: Hören kann man mich aktuell noch bei einem Podcast, den ich früher mit meinem Sohn aufgenommen habe. Das ist der Geocaching Podcast gewesen. Das sind alte Folgen und in der Planung habe ich tatsächlich jetzt einen Podcast, den ich zusammen mit meiner Mutter mache. Ich habe da auch mal welche gehört und zwar auch einen Podcast, wo aus dem Leben berichtet wird. Ich hatte mir dann auch gedacht: Warum soll man dieses moderne Medium nicht nutzen, um auch die Sprache zu erhalten von einem Menschen und in der heutigen Zeit darzustellen, wie anspruchslos das Leben früher war und wie glücklich trotzdem die Menschen sein konnten – wenn nicht gerade Krieg war. Das wird auch Thema sein bzw. diese Folge haben wir schon aufgenommen.
Meine Mutter ist 1940 geboren und ich möchte einfach aus ihrem Leben berichten und lasse sie da einfach erzählen, wie sie aufgewachsen ist. Ich denke, das wird auch bald online gehen.
Dirk: Sehr cool! Hast Du auch schon einen Namen für das Baby? Nach was darf man suchen? Worauf muss man seinen Google Alert setzen?
Martin: Ja genau – ich habe an den Namen “Muttis Erinnerungen” gedacht – in Anlehnung von bereits existierenden. Das passiert dann immer bei ihr im Esszimmer, dass wir da das Aufnahmegerät laufen lassen und sie berichtet einfach. Ich frage dann ab und an nach, aus Erzählungen, die mir schon bekannt sind, um das ein oder andere Detail aus ihr herauszulocken.
Dirk: Das ist ja spannend! Da werde ich auf jeden Fall reinhören. Du sagst, es gibt eine handvoll Projekte, die eine ähnliche Richtung einschlagen und jedes von denen hat mich völlig fasziniert. Ich erinnere mich da an eins, das ich auch mal als Sonntagsfolge vorgestellt habe. Das war “Mutti und ich”.
Martin: Ja genau, den habe ich auch gehört.
Dirk: Wie Du sagst, auch einfach mal wieder die Sprache der Leute zu dokumentieren und sie wirklich einfach mal erzählen zu lassen, ist ein sehr schöner Anlass für einen Podcast, finde ich.
Martin: Aktuell höre ich auch noch einen aus dem Norddeutschen. Da wird dann auch Plattdeutsch geredet. Da kommt der Dialekt noch richtig mit rein. Obwohl ich das als Bayer natürlich schwerer verstehe – der Sinn erschließt sich mir dennoch und das finde ich aber auch schön, wenn da noch jemand Dialekt redet.
Dirk: Ja, da gibt es auch schöne und weniger schöne Dialekte, gell? (grinst) Nicht jeden Dialekt möchte ich als Podcast im Ohr ertragen – sagen wir es mal so.
Martin: Ja.
Dirk: Ich nenne ja im Podcast immer Deinen Twitter-Handle und der ist @zmahlzeit
Martin: @zmahlzeit ist eine Abkürzung. Als ich mich damals bei Twitter angemeldet habe, wollte ich mich eigentlich analog zu meinem Geocaching-Nicknamen Zwischenmahlzeit nennen. Twitter war damals in der Anzahl der Zeichen gehandicapt, was den Nutzernamen angeht. Ich denke mal, das ist heute immernoch so. Deswegen war Zwischenmahlzeit genau um einen Buchstaben zu lang. “Mahlzeit” musste drin sein, denn wie man vielleicht sieht – also Du jetzt in dem Fall, die Zuhörer nicht – bin ich also auch den kulinarischen Genüssen sehr geneigt und es gibt bei Winnie Pooh diese Geschichte, dass Winnie Pooh immer sagt “So, jetzt wäre es Zeit für eine Zwischenmahlzeit”. So kam es eben auch zu diesem Nutzernamen, weil ich eigentlich immer, wenn irgendwas bereitsteht an Essen oder die Kollegen Süßigkeiten ausgebreitet haben, schon immer ganz gerne zu lange.
Dirk: Ja, aber Du siehst doch relativ dynamisch aus. Ich meine, Du hast jetzt dekorativ bei mir im Bild: Links von Dir ist der Crosstrainer, wo ich mir vorstelle, dass Du da dauernd drauf stehst. (beide lachen)
Martin: Den habe ich jetzt extra ins Bild geschoben, um diesen Eindruck zu erzeugen. Tatsächlich hängen dort teilweise Kleidungsstücke. Auf der anderen Seite ist es aber auch nicht so, dass ich mich gar nicht bewege. Allein dieses Hobby Geocaching bringt ja schon mit sich, dass man draußen ist; dass man aktiv ist. Das kann auch recht anspruchsvoll sein, dass man zum Beispiel auf einen Baum klettern muss und wenn das zu krass wäre, dann wäre es einfacher den Baum zu fällen, als ihn zu besteigen, aber das ist natürlich auch nicht im Sinne der Sache.
Dirk: (lacht) Ja genau – Geocaching! Hinterher steht nichts mehr…
Martin: (lacht) Genau.
Dirk: Gedanklich kam ich gerade noch einmal zu Deinem Beruf zurück, weil Du gesagt hast, mit Geocaching bist Du draußen unterwegs. Ich dachte, stimmt ja, als Ballistiker ist man wahrscheinlich mehr im Labor und inhäusig unterwegs.
Martin: Nee, nee, gar nicht mal.
Dirk: Gar nicht mal?
Martin: Nee, nee. Natürlich wird diese Laborarbeit inhäusig gemacht, aber wir sind ja oft auf Tatorten und wir sind für ganz Bayern zuständig. Das hat dann auch schon zur Verknüpfung von dem einen mit dem anderen geführt. Die Kollegen wissen auch Bescheid, wenn wir in irgendeine entlegene Region kommen, wo ich noch nie war, dass ich dann sage “So, wir müssen mal ganz kurz eine Pause machen, auf dem Rückweg und nochmal ganz kurz im Gebüsch was suchen gehen”. Wie gesagt, da kommt man auch schon raus.
Dirk: Kannst Du denn sowas wie CSI überhaupt noch anschauen, ohne von der Couch zu fallen vor lachen oder ist das einigermaßen akkurat, wie das dargestellt ist?
Martin: Nein, das machen die Sendungen schon. Dieses Wissen ist natürlich breit vorhanden. Auf der anderen Seite sind die Leute gerade bei CSI so blitzgescheit und man ist eigentlich immer wieder erstaunt, aber auf der anderen Seite haben wir Glück, dass wir nicht nur ganz so schlau wie die Ermittler bei CSI, sondern unser Täterkreis auch, sodass sich dadurch wieder die Waage hält.
Dirk: Wahrscheinlich habt ihr dann noch ein paar Tricks im Ärmel, die nicht so gut zu verfilmen sind und deswegen da nie vorkommen, oder?
Martin: Ja, und man darf auch nicht alles nach außen plaudern, um sich einen gewissen Vorsprung zu erhalten. Wie gesagt, das klappt in aller Regel ganz gut.
Dirk: Wie bist Du dann auf den Anerzählt gestoßen und wann hörst Du den? Was findest Du an dem Anerzählt so kompatibel, dass Du regelmäßig beitragen willst? Vielleicht sind auch meine Themenvorschläge immer so schlecht, dass Du gesagt hast Jetzt muss ich einfach mal dem Anerzähler hier mal helfen, dass er mal was ordentliches reinnimmt? (lacht)
Martin: Nein gar nicht. Ich muss dazu sagen, den Anerzählt Podcast höre ich schon seit Anfang an. Ich weiß nicht, ob ich darüber auf Twitter mitbekommen habe, dass dieses Projekt startet. Ich fand das ganz charmant, dass hier über Zahlen berichtet wird und als Naturwissenschaftler hast Du ja eigentlich auch zwangsläufig immer mit Zahlen zu tun. Dann kam ja bei Dir die Idee auf, Themenpaten zu suchen und da habe ich mir gedacht, Mensch, ich profitiere eigentlich so viel von dem, dass ich immer eine kurzweilige Unterhaltung habe. Warum soll ich Dir nicht vielleicht mal ein bisschen Mühe abnehmen und sagen “Pass auf, wäre dies oder jenes vielleicht ein Thema? Das sind ja alles immer nur Vorschläge und natürlich schmeichelt es einem dann auch, wenn man dann im Podcast Erwähnung findet und sagt: So, da haben wir wieder ein Thema vom @zmahlzeit und auch von den anderen. Man baut ja zwangsläufig zu anderen Themenpaten auch eine Art Beziehung auf, obwohl man sich nicht persönlich kennt. Aber man freut sich dann eben auch, wenn das Thema von den anderen dann zu hören ist. Wie gesagt, das ist täglich mein “Guten Morgen Radio”, weil ich immer mit dem Zug nach München zur Arbeit fahre und da hat man dann entsprechend Zeit und da höre ich dann diesen Podcast. Das ist immer der erste Podcast des Tages.
Dirk: Ich muss mal irgendwann einen Themenpaten-Stammtisch ausrufen und euch allen einen ausgeben. (beide lachen)
Martin: Oder wir Dir dann im Gegenzug, weil wie gesagt: Die Hauptarbeit hast ja Du letztendlich. Das finde ich auch immer ganz charmant: Es sind eigentlich immer nur so Brocken, die man hinwirft, weil man irgendeine Überschrift liest mit der Zahl und die Ausarbeitung, wie das Thema dann entsprechend gestaltet wird, da hängt doch wesentlich mehr dran. Wir liefern ja nur einen Themenanker und das war es auch schon. Das ganze Schiff drum herum baust ja Du und das ist dann auch schön zu sehen und mitzubekommen, was dann aus dem Thema gemacht wird. Teilweise aber auch nur: “Das Thema nehmen wir heute nicht, aber das hat mich zu dem und dem Thema geführt”. Das ist ja dann auch in Ordnung.
Dirk: Hast denn Du ein Themenfeld, wo Du sagst, die Episoden hörst Du Dir eigentlich am liebsten an beim Anerzählt?
Martin: Gar nicht mal. Es ist in der Tat so, dass ich gerade diese Vielfältigkeit sehr, sehr schätze. Ich freue mich gar nicht speziell auf ein Thema, wo es ein Rekord ist oder das größte Schiff oder der schnellste Motorradfahrer oder dergleichen, sondern für mich macht in der Tat diese Vielfältigkeit auch den Reiz aus, dass Themen kommen, wo ich dann auch selber denke – weil ich ja auch immer selber Themen suche: Da gibt man dann Zahlen ein, Minuten, Tonnen, Rekord, irgendeine Einheit und dann kommt irgendetwas hinten dran, wo man sagt: “Ah okay, danach hättest Du eigentlich auch mal suchen können”. Das hat sich dann einem einfach nicht erschlossen und das ist immer das spannende, wo ich mich frage: Aus welchem Themengebiet ist das jetzt? Von daher ist die Vielfalt genau das, was ihn für mich so reizvoll macht.
Dirk: Ich bin ja auch nicht immer gleich gut drauf, wenn ich die aufnehme. Früher habe ich die immer wochenweise vorbereitet. Ich habe immer eine ganz Woche aufgenommen, am Wochenende und die dann einfach zeitgesteuert in den Feed geworfen. In den letzten Wochen habe ich wirklich immer täglich eine Episode aufgenommen, weil es sich einfach so ergeben hat. Das interessante ist: Ich bin manchmal bei der Aufnahme nicht unbedingt immer gerade gefühlt top of my game. Manchmal ist es dann auch oft spät abends oder ich habe gerade nur eine halbe Stunde Zeit, jetzt muss halt. Und interessant ist dann, wenn ich mir eine eigene Folge mit Zeitversatz nach ein paar Wochen anhöre: Ich kann gar nicht vorhersagen, ob meine eigene Episode, wenn ich dann erstmal lange genug davon weg bin, mir gefällt oder nicht.
Ich hatte schon Episoden, da habe ich unglaublich viel Aufwand reingesteckt und mir dann hinterher gedacht: Super Ergebnis!! Die habe ich dann nach ein paar Wochen angehört und war gar nicht mehr so glücklich damit.
Martin: …und andere, wo Du wahrscheinlich genau das Gegenteilige gefühlt hast “Puh, ob die jetzt so gut geworden ist?”, war dann überraschend für Dich. Das kenne ich!
Dirk: Exakt! Ich kann es nicht vorhersagen, ich kann es selber gar nicht beurteilen. Deswegen frage ich immer so neugierig, wenn ich mal jemanden treffe, der meinen Podcast kennt und viel davon gehört hat, ob er Lieblingsfolgen hat. Ich frage mich da immer: Was sind denn die Folgen, die besonders nachklingen? Ich habe eigene Lieblinge sicherlich – aber ich meine, ich muss sowieso in der Stimmung sein, um mich freiwillig selber anzuhören und dann bin ich da sicherlich auch nicht unbedingt der beste Maßstab.
Martin: Ja, aber da muss man sich selber fragen, wenn man eine kompetente Meinung haben will. (beide lachen)
Ich denke, was die Leute vielleicht noch interessieren würde: Wie lange sitzt Du an einer Folge, um eine Folge, die so 5-7 Minuten dauert, zu produzieren? Was ist das für Dich an Aufwand?
Dirk: Das ist eine Frage, dich ich schon ein paar Mal versucht habe zu beantworten und die gar nicht so einfach zu beantworten ist. Das hängt davon ab, wie ich produziere. Im Augenblick produziere ich jeden Tag. Das ist aber was neues, das mache ich erst seit ein paar Wochen und das liegt eher daran, dass ich irgendwie momentan am Wochenende selten mal wirklich mich 2-3 Stunden hinsetzen kann, um daran zu arbeiten. Normalerweise ist mein Idealmodus, dass ich an einem Samstag oder an einem Sonntag einfach mal 2-3 Stunden habe und davon eine Zeit mit Recherche und dann am Stück 5-6 Episoden Produktion machen kann. Das ist schonmal ein Hauptunterschied. Aber wie lange sitze ich daran? Ich verteile das auf drei Häppchen, wenn Du so willst: Der eine Happen ist die Recherche. Das heißt, ich laufe durch die Gegend und ich erfasse Themen. Dann werfe ich die in ein Trello – Trello ist eine Web-App, mit der man Listen pflegen kann und wenn mir was einfällt oder auffällt, dann nehme ich mein Handy und werfe das einfach in meine Ideenliste.
Der nächste Schritt ist dann Recherche und die Recherche kann sein, wenn ich mal gerade auf gar nichts anderes Zeit und Lust habe, aber ich habe einen Computer und Internet. Dann kann es sein, dass ich da recherchiere; es kann sein, dass ich für die Episode, bevor ich aufnehme recherchiere. Es kann sein, dass ich eine Zugfahrt habe oder was auch immer und da ist es dann sehr themenabhängig, wie weit ich mich reingrabe.
Ich muss sagen, manchmal saugt mich das Internet schon in sehr tiefe Tiefen. Weil Du fängst ja an mit dieser Zahl und dann stellst Du fest: Oh, da gibt es ein YouTube-Video und das ist ja eine interessante Geschichte und den Aspekt habe ich ja noch gar nicht gesehen! Und dann findest Du eine Webseite und dann habe ich irgendwann 1.000 Fenster offen und Podcast ist wie so vieles ja auch in erster Linie Selbsttherapie. Das heißt, ich selber bin dann erstmal in diesem Internetstrudel und den versuche ich dann in meine 5-10 Minuten zu strukturieren.
Und dieser Strudel ist schwer zu beziffern. Es kann sein, dass der nach 10 Minuten durch ist, weil ich sofort bei dem Thema bin, über das ich reden will. Es kann sein, dass der Stunden anhält.
Die eigentliche Aufnahme geht relativ fix. Ich würde sagen für eine typische Folge Anerzählt nehme ich ca. 25 Minuten auf und ich arbeite so, dass ich praktisch noch während der Aufnahme noch korrigiere und schneide. Das heißt, ich sage einen Satz und wenn ich mich dann verhaspele, dann springe ich an die letzte Stelle, an der es noch gut war und nehme den einfach nochmal auf, sodass dann zum Schluss eigentlich auch ein sehr schön editierter, gepflegter Podcast rauskommt. Den höre ich dann vielleicht noch einmal gegen, dann packe ich Geräusche Musik usw. rein und dann werfe ich das in meine Produktionsline.
Deswegen: Schwierig zu sagen, aber mindestens mal die Zeit der Aufnahme und eine halbe Stunde Recherche und Vorbereitung… Also: Wenn alles perfekt läuft, dann bin ich so ungefähr mit 45 Minuten durch und das ist auch das, was ich im Moment praktisch für jede Episode investiere. Ich bin immer zwischen 30 und 60 Minuten zugange. Wenn ich das en bloque machen kann, bin ich wesentlich effizienter, weil ich einfach die ganze Vorbereitung dann schon irgendwo unterwegs gemacht habe und dann setze ich mich eigentlich nur noch hin und nehme auf und da kann ich dann relativ kompakt alles durchschieben.
Das war jetzt wahrscheinlich viel Text für eine ganz einfach Frage, gell?
Martin: Nein! Ich fand das sehr aufschlussreich. Das sieht man ja nicht dahinter. Man hört ja eigentlich immer diese Episode und was da an Arbeit dahinter steckt, das ist dann meistens im Verborgenen und wenn man denkt, Du sendest täglich – also machst im Prinzip fünf Folgen. Das sind dann ja auch schon fünf Stunden, die Du mindestens pro Woche für dieses “Hobby” investierst.
Dirk: Das Hobby ist sogar noch ein bisschen größer. Ich mache nicht nur den Anerzählt, ich habe auch noch einen englischen Podcast gestartet, der “2debate” heißt. Da nehme ich einmal die Woche mit meinem Co-Host zusammen zwei Debatten auf und die wollen auch editiert und live geschaltet werden. Das mache ich auch. Dann habe ich ja auch noch mein Empfehlungsportal – Podcorn. Das dümpelt allerdings im Moment ein bisschen, einfach auch, weil ich davon ausgehe, dass Podcorn soll ja Podcast-Neulinge ansprechen und nicht ein ständig gepflegtes Verzeichnis für Leute, die schon Podcast kennen, sein. Trotzdem könnte ich da mal wieder was reinlegen. Ich halte Podcasts für das bestgeschnitten Brot und entsprechend laufe ich durch die Gegend und versuche das auch weiter zu vermitteln und beschäftige mich auch regelmäßig in den verschiedenen Communities; in Sendegate – das ist die Podcaster Community, die du glaube ich auch kennst -, aber auch in der internationalen Podcastszene. Ich glaube, ich verbringe über die Woche hinweg wirklich mehr als fünf Stunden mit dem Hobby an sich, aufgeteilt auf diese verschiedenen Felder.
Ich mache das wahnsinnig gern. Da habe ich mein Ding gefunden. Jeden Tag mache ich irgendwas zum Thema Podcasting.
Ich bin jetzt, zumindest was den Anerzählt 424 angeht, am Ende meiner Fragen. Habe ich irgendwas noch nicht angesprochen, wo Du sagst “Also Dirk, da habe ich aber wirklich drauf gezählt, dass ich das jetzt hier gerade nochmal loswerden kann!”
Martin: Nein, wahrscheinlich erst, wenn ich es selber höre. Weil Du hast so viel Material gesammelt. Du musst das jetzt auf 10 Minuten stampfen (lacht).
Dirk: Gut, dann vielen lieben Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast. Ich muss sagen, ich hatte viel Spaß mal den Kopf hinter – doch jetzt – einigen Themen persönlich kennenzulernen. Ich glaube, ich werde das öfter mal machen. Das macht Spaß! Und irgendwann reden wir nochmal über diesen Themenpaten-Stammtisch! Vielleicht stellt sich heraus, dass Themenpaten irgendwo in Süddeutschland geclustered sind oder so. Dann kommen so alle zusammen und trinken originelles Bier.
Martin: So machen wir’s! Da finden wir mit Sicherheit einen schönen Ort.
Dirk: Super gut! Danke Dir, Martin!