====> 30x Fotogeschichte(n) - Ein Lesebuch für Fotograf*innen mit und ohne Kamera <====
Tabu ist ein Wort aus dem Polynesischen und beschreibt unausgesprochene Verbote. Tatsächlich gibt es keine tabufreie Gesellschaft und die Felder sind weit. Mit am Meisten von Tabus belegt sind Essgewohnheiten und natürlich das Sexualverhalten der Menschen.
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/finnland-alles-gute-kommt-von-norden-1.2537447
http://www.imdb.com/title/tt2322441/
http://www.zeit.de/2010/16/Tabus-in-Deutschland/komplettansicht
https://de.wikipedia.org/wiki/Tabu
http://www.zeit.de/2013/36/political-animals-china-hund
Bild: https://pixabay.com/de/stacheldraht-dieser-stern-schmerzen-833153/
Musik: www.bensound.com
Das Wort Tabu kommt aus dem Polynesischen und heißt „etwas strikt Verbotenes“. Dabei ist das Tabu eigentlich gar nicht das persé Verbotene, also, das wofür es ein Verbot gibt, sondern Tabus sind Dinge, die unausgesprochen verboten sind. Regeln, die durch Verhalten aufgestellt wurden. Unausgesprochene Regeln, die durch mein Umfeld erzwungen werden und weniger durch Verbote, die tatsächlich irgendwo niedergeschrieben worden wären.
Typische Tabuthemen: Sexualität, Ausländer, religiöse Vorschriften und Verhaltensweisen, Essen – ganz viele Tabus drehen sich ums Essen. Beispiel gefällig? – Geh doch mal in Deutschland zu irgendjemanden und sage: Du bist dafür, Hundefleisch und Katzenfleisch in der Metzgerei kaufen zu können. Die Reaktion wird interessant ausfallen.
Übrigens: Ganz Ähnliches gilt in Nordamerika für Pferdefleisch und in China für Kaninchenfleisch. Es gibt also Tiere und Fleischsorten, die von einem Tabu belegt sind, denn rein sachlich gibt es eigentlich gar keinen Grund, einen Hund oder eine Katze besser zu stellen, als beispielsweise eine Ziege oder ein Schaf. Auch Kaninchen wären ja ähnlich süß, wie Katzen und wir haben sie auch als Haustiere ins Herz geschlossen und trotzdem kann man die käuflich erwerben, zubereiten und verspeisen. Wir machen also unterschiedliche Regeln auf.
Übrigens in punkto Hundefleisch und dann höre ich aber auch schon wieder auf, gibt es sogar eine geförderte Initiative, die versucht den Chinesen das Essen von Hundefleisch abspenstig zu machen, indem sie Hundefleischproduzenten von ihrem Gewerbe abzubringen versucht. Angrenzend zum Tabu ist auch übrigens der Begriff der Political Correctness. Gerade wer mit Amerikanern zu tun hat, kennt den Begriff sicherlich in Bezug auf Minderheiten – also: Lesbische, Schwule, religiöse Minderheiten, Menschen mit Behinderungen usw.
Und der Begriff der Political Correctness beschreibt einen Effekt der eintritt, wenn man versucht seine Sprache massiv zu kontrollieren, um Minderheiten nicht zu benachteiligen. Dahinter steht die Idee, dass so wie ich mich ausdrücke, gleichzeitig auch eine Art selbsterfüllende Prophezeiung in Gang kommt. Wenn ich praktisch in meiner Sprache schon Diskriminierungen enthalten habe, dann wirkt sich das auf die Sicht auf andere Menschen aus. Und wenn man das ins Extrem treibt, kann es zu kompletten Sprachverboten oder unausgesprochenen Regelungen führen – eben besagter Political Correctness, also Dinge, die man nicht sagt; Dinge, die verpönt sind, wenn man sie sagt. Nicht immer klar definierte Dinge, die man nicht sagen darf. Da gibt es Fallen in die man reinlaufen kann.
Tabus und Konventionen haben immer sehr viel mit dem Zeitgeist und der Gesellschaft, in der wir sind, zu tun. Beispielsweise gilt es als ein Tabu in unserer Gesellschaft, Geld zu verdienen, obwohl man nichts zur Gesellschaft beiträgt. Es sei denn, man ist alt oder krank und hat damit schon seinen Soll in irgendeiner Form erfüllt und wäre jetzt hilfebedürftig. Und hier wartet ein Tabu darauf gebrochen zu werden. Und Finnland nimmt gerade Anlauf es zu brechen. Es gibt die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens, das im Endeffekt nichts anderes ist als eine Garantie, dass Dein Lebensunterhalt auf jeden Fall mal getragen ist. Du bekommst so viel Geld, dass Du Dir eine Wohnung und etwas zu Essen und Deine Kleidung leisten kannst. Und danach verwirklichst Du Dich selbst.
Finnland hat jetzt beschlossen ein Experiment in die Richtung zu wagen und ich finde, das ist eine großartige Idee. Denn seien wir mal ehrlich: Ich kenne jetzt eigentlich nicht wirklich viele Menschen, denen nicht irgendwann die Decke auf den Kopf fallen würde, würden sie dann tatsächlich, kaum das ihr Einkommen geklärt ist, nur noch faul daheim vor’m Fernseher hängen.
Die meisten werden in irgendeiner Form sich einbringen. Sei es mit einem Hobby, sei es als Künstler oder eben auch produktiv in irgendeinem Gewerbe vorwärts treiben. Oder eben mehr haben wollen; reich werden wollen; sich ein tolles Auto leisten können; regelmäßig in Urlaub fahren wollen. Und deswegen ganz normal in die Arbeit gehen.
Ein anderes Feld, in dem man fleißig Tabus suchen und finden kann, ist natürlich das Feld der Sexualität. Je nach dem, wo man sich gerade auf der Welt befindet; je nach dem, welchen religiösen Hintergrund man hat; je nach dem, wie man aufgewachsen ist und wann man aufgewachsen ist, sind es andere Dinge, die gerade irgendwie Uyuyuyuyuy verboten sind.
Und Literatur, Film oder Medien ganz allgemein versuchen diese Tabus immer wieder zu brechen. Oder kokettieren zumindest damit, damit viele Leute ins Kino oder zur Ladenkasse laufen und sich dabei unglaublich sündig fühlen.
50 Shades of Grey ist so ein Film. Eigentlich wohl ein unglaublich schlecht geschriebener Roman. Ich habe ihn tatsächlich nie gelesen, aber das behaupten wahrscheinlich viele. Das kannst Du jetzt glauben oder lassen und ist berühmterweise verfilmt worden. Inzwischen gibt es schon zwei Teile davon. In 50 Shades of Grey geht es um Sex, oft auch Sex, der erzwungen wird; Sex mit Fesselspiele; Sex in seiner extremeren Form.
Allein die Mitglieder der sogenannten BDSM-Szene sind die, die wirklich mit Bondage Domination Submission spielen, werden nicht müde, in Blogposts, Artikeln, Podcasts, Videos darauf hinzuweisen, dass alles was man in 50 Shades of Grey sehen kann, häusliche Gewalt, Vergewaltigung und Missachtung ganz grundsätzlicher Prinzipien seien.
Für die breite Bevölkerung bricht BDSM im Kino ein Tabu, weil vor gar nicht so langer Zeit hat man über Sex eigentlich gar nicht gesprochen, schon gar nicht in Filmen. Neu ist es allerdings auch irgendwie nicht. Bis jetzt war es so, dass die Menschheit aus jedem Medium auch es geschafft hat, Porno zu erzeugen. Lies den Roman von Henry Miller durch und Du weißt, alles was man zum Thema Sex schreiben kann, wurde irgendwann schon mal geschrieben. Und Du kannst natürlich in der Literaturgeschichte weiter zurückgehen. Viele Anspielungen, die in Shakespears Werken auftauchen, lassen sich ziemlich eindeutig auf Sex zurückführen. Das war halt schon immer ein wichtiges Thema für uns und irgendwie auch schon immer tabuisiert.
Übrigens gibt es keine tabufreie Gesellschaft. Das ist laut Sozialwissenschaftlern gar nicht möglich. Wir haben immer irgendwelche Regeln, die aus unserem Verhalten entspringen und das sind auch die Hauptunterschiede zwischen den Kulturen. Der Code, dem wir folgen, wenn wir miteinander umgehen. Wenn dann jemand diesen Code bricht, müssen wir einfach nur tolerant und schnell genug sein zu erkennen, dass das kulturell bedingt ist und vielleicht einfach damit zu tun hat, dass unser Gegenüber in einem anderen Umfeld aufgewachsen ist als wir.
Unabhängig davon sind Tabus oder auch Tabubrüche, wenn sie denn passieren, immer eine schöne Gelegenheit sich die Frage zu stellen, ob diese Tabus eigentlich sinnvoll sind und ob wir sie wirklich beibehalten sollten. Die Sache mit dem Grundeinkommen ist so was. Vielleicht ist es sinnvoll, das umzustellen. Und in der Vergangenheit gibt es unzählige Beispiele für Tabus, die damit zu tun haben, was Frauen durften, was Männer durften, was die jeweiligen Geschlechter eben wieder nicht durften, die auch gekippt sind, weil sie einfach nicht sinnvoll waren. Und in diesem Sinne: Lasst uns weiter unsere Tabus auf die Probe stellen und hin und wieder mal eins brechen. Ich glaube, das ist gesund.
Bis bald.