====> 30x Fotogeschichte(n) - Ein Lesebuch für Fotograf*innen mit und ohne Kamera <====
Autopiloten sind alles andere als triviale Technik. Reden wir darüber…
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Bild: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Autopilot_Comanche_instrum.jpg
In meiner Laufbahn bin ich ziemlich viel herumgeflogen. Überwiegend innerdeutsch muss man sagen, aber auch international durchaus das ein oder andere Mal. Und mein Heimatflughafen war bis dieses Jahr der Münchner Flughafen.
Und der Münchner Flughafen hat eine spezielle Eigenart. Der Münchner Flughafen liegt nämlich im Erdinger Moos. Und das Wort Moos kommt daher, weil das Erdinger Moos ein Moorgebiet ist. Moore haben die Eigenart ganz gerne mal Nebel zu produzieren und deswegen kommt es gar nicht selten vor, dass der Münchner Flughafen komplett im Nebel eingepackt ist. Da fand ich es immer lustig, wenn Kollegen von irgendwelchen Reisen zurückkamen und dann davon berichteten, dass sie mehrmals durchgestartet seien, bevor sie überhaupt erst mal gelandet sind oder mehrmals durchgestartet sind und dann an einen anderen Flughafen flogen. Wobei letzteres seltener vorkam. Normalerweise wurde schon irgendwann gelandet, aber nach mehreren Anläufen.
Und dafür gab es eine überraschende Erklärung, die den meisten aber gar nicht bewusst war. Die Erklärung nämlich, dass die Piloten den Boden des Flughafens nicht sehen konnten. Es ist nämlich so, dass Piloten – normalerweise – auch nicht völlig blind landen und oft auch gar nicht landen dürfen. Es gibt wohl verschiedene Arten der Pilotenlizenz und es gibt verschiedene Freigaben. Und im Normalfall ist es so, dass Du ab einer gewissen Höhe den Boden sehen solltest und wenn Du ihn nicht siehst, nicht landen darfst. Zumindest wurde mir das mal von jemandem so erzählt, der einen Pilotenschein hat. Also, wenn jetzt unter den Zuhörern jemand Pilot ist und er sagt “Dirk, Du redest gerade Quatsch. Das ist als würdest Du über Primzahlen reden”, dann möge er mich korrigieren. Ich gebe nur wieder, was mir erzählt wurde.
Der typische Einwand der da kommt, ist: “Ja, aber es gibt doch Autopiloten, die können doch praktisch von alleine landen.” Und das ist ein Thema, das in einem Buch, das ich sehr schätze “Ask the pilot – Everything you need to know about Air Travel” von Patrick Smith auf – und jetzt kommt’s – Seite 90 – ne, so bin ich auf das Thema gekommen – behandelt wird.
Dort wird nämlich darüber geredet, wie fortgeschritten denn Autopilotenfunktionen sein können. Kann ein Autopilot denn bei schlechtem Wetter oder sogar komplett ohne Sicht alleine landen? Geht das? – Die typische Antwort ist, wie so oft: Kommt darauf an. Es ist nämlich so, dass Autopilot und Autopilot nicht unbedingt immer das gleiche sind.
Der erste Autopilot wurde von den Briten verbaut und zwar schon 1967 und tatsächlich vollständig automatisch landende Systeme und durchgeführte Landungen mit solchen Systemen sind extrem selten.
Es ist auch längst nicht so, dass man einfach nur auf eine Taste drückt bei der steht “Landung durchführen” oder “landen” und dann kommt der Vogel von alleine runter und landet sanft. Es ist sind doch wesentlich mehr Handgriffe als das notwendig. Und Crew, wie Flughafen, wie Bodenpersonal müssen dafür zertifiziert und geeignet sein, um vollautomatische Landungen durchzuführen. Darum wird es auch ganz regulär immer mal wieder von den Crews geübt. Und zwar bei perfekten Wetterbedingungen.
Und gerade dann, wenn es schlechte Wetterbedingungen gibt, wird es in der Regel eben nicht durchgeführt, weil man da lieber auf den Piloten vertraut. Und sowohl die Zertifizierungen als auch bestimmte Landesysteme fehlen Piloten, die am Münchner Flughafen dann irgendwann doch durchstarten, weil sie den Boden nicht gesehen haben.
So. Und das war jetzt nur eine von vielen interessanten Schnipseln aus dem Buch Ask the pilot. Der beantwortet auch so Fragen, wie “Können Passagierflugzeuge wirklich segelnd landen, wenn beide Triebwerke ausfallen?” oder bei großen sind es ja sogar noch mehr. Achtung Spoiler: Jawohl, sie können.
“Können die auch mit nur einem Flügel?” – Ähm, nö! Wenn einer der Flügel abbricht, dann fällt das Ding runter wie ein Stein. Aber tröstlich ist es, dass das nur extrem selten passiert und wenn ein Flügel abbricht, hat man eigentlich ein ganz anderes Problem gehabt.
Bis bald.