====> 30x Fotogeschichte(n) - Ein Lesebuch für Fotograf*innen mit und ohne Kamera <====
Ein typischer Arbeitstag hat in der westlichen Welt 8 Stunden und pro Woche arbeiten wir im Allgemeinen 40 Stunden lang. Ich gebe zu, ich dachte das hätte sich irgendwann über die Jahrtausende als eine Art gesunder Standart, die Balance zwischen Arbeit, Schlaf und Freizeit herausgebildet. Aber dem ist nicht so…
Episodenlinks & Quellen:
- Der 8 Stunden Tag? (eingeführt 1918)
- Sounds & Musik:
- https://www.freesound.org/people/Robinhood76/sounds/103267/
- https://www.freesound.org/people/Robinhood76/sounds/69009/
- https://www.freesound.org/people/RTB45/sounds/201190/
- http://dig.ccmixter.org/files/hisboyelroy/5793
Nicht berücksichtigt (diesmal):
- Die 8 Billiardkugeln und die besondere Kugel 8
- Oktopoden
- Bits – warum sind es 8?
- Sauerstoff (Element #8)
- Der Ägyptische Schöpfungsmythos und seine 8 Schöpfergötter
#008 – 8 Stunden Schlaf, 8 Stunden Frei, 8 Stunden Arbeit
Es ist ungefähr 8.00 Uhr früh. Ich sitze hier mit einer Decke über den Kopf und meinem Mikrofon und nehme einen Podcast auf, bevor ich zum Arbeiten beginnen will. Dann werde ich wahrscheinlich ca. acht Stunden arbeiten. Ich werde das heute und die nächsten vier Tage machen, sodass ich in dieser Woche auf 40 Stunden Arbeitszeit komme.
Das stimmt jetzt natürlich nur zum Teil, denn ich bin in meinem Job tatsächlich sehr frei darin, wie ich meine Zeit einteile. Manchmal komme ich auf mehr, manchmal auf weniger Zeit. Aber im Großen und Ganzen sagt mein Arbeitsvertrag, wie wahrscheinlich Deiner auch, dass ich meinem Arbeitgeber 40 Stunden Arbeitszeit und 8 Stunden pro Tag Arbeitszeit schulde. Aber warum ist das eigentlich so?
Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber ich habe manchmal so das Gefühl, wenn ich acht Stunden am Tag arbeiten soll, ist das ineffizienter, als wenn ich zwei, drei Stunden arbeite, eine Stunde irgendetwas anderes mache, dann wieder zwei Stunde meinetwegen und nochmal was anderes einschiebe usw. Also acht Stunden am Stück arbeiten hat eigentlich, für mich zumindest, noch nie so richtig gut funktioniert. Deswegen bin ich froh, dass mein Arbeitgeber mir eine sehr flexible Zeitgestaltung einräumt, sodass ich meine Zeit so verteilen kann, wie sie für mich am besten funktioniert.
Ganz allgemein scheint aber diese 8/40 Einteilung etwas zu sein, an dem wir sehr hängen. Es gibt viele Diskussionen, wann immer das in irgendeiner Form geändert werden soll. Wurde da irgendwann mal eine Studie erstellt, gibt es irgendwelche Erkenntnisse rund um unseren typischen Tag-/Nachtrhythmus?
Ich habe mich also mal hingesetzt und habe etwas recherchiert. Das erste, was einem dabei auffällt ist, dass acht Stunden am Tag einem Menschen von vor 200 Jahren gerade zu lachhaft vorgekommen sein müsste. Speziell in der Industrialisierung konnten Arbeitszeiten locker 15-16 Stunden am Tag lang werden. Und wenn man es zynisch mit der Brille der Industrialisierung sieht, dann ist es damals auch so gewesen, dass die Fabrikbesitzer ihre Arbeiter möglichst lange im Einsatz halten wollten. Je länger, desto besser. Denn daraus entstand Produktivität… vermeintlich.
Und jetzt passiert etwas Spannendes: Eine Ikone der Industrialisierung, nämlich Henry Ford. Der Mann, dem angelastet wird, dass er das Fließband erfunden haben soll. Der Mann, der den Ford Model T und praktisch die Automobilindustrie in den USA begründet hat. Dieser Mann nun ändert Mitte der 20er die Bedingungen in seinen Fabriken drastisch. Er erhöht massiv die Gehälter seiner Mitarbeiter und er schreibt eine Fünftagewoche mit Achtstundentagen fest. Warum er das macht, erklärt er in einem Interview, das er 1926 dem Worlds Work Magazin gegeben hat.
Was Ford hier sagt ist etwas ganz Banales. Er sagt: Menschen brauchen Zeit, um ihr Geld auch wieder auszugeben. Und sie brauchen Geld, das sie ausgeben können. Beides zusammen wird die Wirtschaft ankurbeln. Eine angekurbelte Wirtschaft wiederum ist gut für die Produktion und so schließt sich der Kreis.
Et voilá – moderne Marktwirtschaft.
Unser 40 Stunden, 8 Stunden am Tag Rhythmus ist also letztlich eine Geburt der Marktwirtschaft. Die Idee damals war auch übrigens gar keine neue. Letztlich hat man schon seit dem 18. Jahrhundert immer wieder gefordert, dass acht Stunden am Tag eingeführt werden sollen. Damals dachte man darüber als eine Verminderung der Arbeitszeit.
Der Durchbruch war aber dann marktwirtschaftlich begründet. Das war nicht etwa die Erkenntnis, dass es für uns gesünder ist, weniger zu arbeiten oder irgendeine wissenschaftliche Studie, die erbrachte, dass dieser Rhythmus besonders sinnvoll und wertvoll sei oder irgendwas in der Art, sondern es ging rein über die Überlegung, wie man Menschen dazu bringt, ihre Ressourcen wieder in den Kreislauf zu geben. Und Ford hat da natürlich eine sehr mächtige Position inne, weil seine Fabriken als die produktivsten am Markt gelten zu der Zeit.
Ich weiß nicht genau, ob man tatsächlich Ford dafür verantwortlich machen kann und wahrscheinlich auch nicht alleine verantwortlich machen kann, dass wir alle jetzt dieses Mandat der 8 Stunden, 40 Stundenwoche haben, aber prominent sichtbar war er schon. Es gibt übrigens verschiedene Tagungen und Pamflete aus der Zeit. Die SPD hat sich an die Spitze der Forderungen gestellt. Es gab einen Kongress, in dem unter anderem Karl Marx für den Achtstundentag plädierte etc. Das wollen wir jetzt gar nicht alles ausleuchten, aber im Grunde durchgesetzt, hat es der Verbraucher und der Markt.
Interessant, oder?
Bis bald!