24/7 – ständige Erreichbarkeit =^_^=

====> 30x Fotogeschichte(n) - Ein Lesebuch für Fotograf*innen mit und ohne Kamera <====

Themenpatin: @wunnebar

Ständige Verfügbarkeit, egal welcher Art ist ein Phänomen der Neuzeit. Erst mit Entwicklung moderner Kommunikationsmittel wurde das überhaupt erst machbar und ist seit den 80ern auch mit einem eigenen Begriff belegt: 24×7.

https://de.wikipedia.org/wiki/24/7
http://www.phrases.org.uk/meanings/315875.html
http://www.nytimes.com/1999/09/14/opinion/l-24-7-didn-t-start-with-the-internet-generation-493759.html
http://www.zeit.de/karriere/beruf/2014-08/erreichbarkeit-beruf-belastung

Bild: CC0, Pixabay

 

#247 – ständige Erreichbarkeit

Für die Folge 247 hat die Twitteruserin @wunnebar 24/7 als Thema vorgeschlagen und damit auch voll ins Schwarze getroffen, denn das Thema stand auch bei mir schon auf dem Zettel. Denn das ist einer dieser Begriffe, die wir alle einzuordnen wissen und wo wir alle wissen was es bedeutet, aber eigentlich keiner weiß, wo es her kommt.

Dabei ist die grundsätzliche Herleitung natürlich leicht. 24/7 – 24 Stunden hat der Tag, 7 Tage hat die Woche. Die Idee ist natürlich auszudrücken, dass etwas endlos stattfindet, jeden Tag, den ganzen Tag. Man hätte es sicherlich auch 24/365 machen können, aber das war dann doch ein bisschen umständlich und im deutschsprachigen Raum hat man auch erstmal nicht 24/7, sondern einfach nur 24 Stunden gesagt. Reicht ja eigentlich auch.

Jetzt ist natürlich die Frage, wo kommt der Begriff her und wie lange gibt’s den denn schon? Und eine erstaunliche Anzahl von Leuten verbinden den mit der modernen Internetgeneration und dem oft damit einhergehenden Rund-um-die-Uhr-Service-Versprechen. Das stimmt aber so nicht.

24/7 kommt zunächst mal aus dem englischsprachigen Raum. Ja, ich weiß, bei uns sagt man dann oft auch 24×7. Das ist aber eigentlich nichts anderes als ein Anglizismus, wurde übersetzt oder übertragen. Von den Amerikanischen Freunden eingeschleppt sozusagen. Und die verwenden den Begriff seit den 80er Jahren, um auszudrücken, dass etwas rund um die Uhr zur Verfügung steht.

Die früheste dokumentierte Verwendung in einem Druckerzeugnis ist 1983 in einer Sports Illustrated. Der Grund warum so oft gedacht wird, es hätte was mit der heutigen Zeit zu tun ist, weil sich die Bedeutung des Begriffes für uns etwas gewandelt hat. 24/7 bedeutete früher schlicht das Versprechen, dass rund um die Uhr jemand erreichbar wäre und eine Dienstleistung anbieten kann. Das konnte zum Beispiel eine Buchungshotline sein oder ein Geschäft, das rund um die Uhr offen hatte und ähnliches mehr. Und es waren verhältnismäßig wenige Dienstleister, die das anboten. Es waren eben Hotlines. Irgendwelche Servicecenter. Notfalldienste. Dann mal der gelegentliche Supermarkt und die Tanke.

In Deutschland ist es noch gar nicht so lange her, dass Tankstellen zum Beispiel am Wochenende und sowieso nachts schlicht geschlossen waren. Und Automaten an Tankstellen, die gibt es überhaupt erst seit den 90ern.

Heute meint man mit 24/7 schlicht eine generelle Erreichbarkeit und ein generelles Funktionieren. Das kann sich auf uns Einzelne beziehen; das kann sich auf Infrastruktur beziehen; es bezieht sich oft auch auf Rechner und Systeme und das wird dann oft auch umgelegt auf so Dinge, wie Erreichbarkeit für den Arbeitgeber. Per E-Mail zum Beispiel.

Oder die rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit von Social Media Kanälen und Nachrichten. Das wird dann auch gerne kritisiert. Digital Detox wird dann zum Beispiel vorgeschlagen, also das Verzichten auf Geräte. Ich habe jetzt schon die ersten Artikel gelesen, in denen Millenials berichten, wie es sich anfühlt, wenn man mal mehrere Tage ohne sein Smartphone durch’s Leben geht. Denn anscheinend ist es ja ganz automatisch so, wenn man sein Smartphone abgibt, dann hat sich das auch mit dem 24×7 Erreichbarsein erledigt. Sofort.

Und Oh Wunder: Das Leben geht weiter! Da stellt sich nämlich oft auch heraus, dass diese 24×7 Erreichbarkeit, die von uns anscheinend gefordert wird oder von denen viele glauben, dass sie von ihnen gefordert wird, sich in der Praxis eigentlich gar nicht durchsetzen lässt. Ob man jetzt so ein Smartphone hat oder nicht – völlig egal.

Aber uns wird eben 24/7 ein Dienst bereitgestellt, nämlich die Möglichkeiten Nachrichten zu empfangen und zu verschicken, die Möglichkeit am Leben teilzuhaben oder Informationen zu beziehen, wann immer wie wollen, in welcher Form wir wollen, 24/7 eben. Und dieser Anspruch wurde eigentlich erst möglich, als wir Telefonleitungen für bezahlbare Preise überall hatten; Zeitzonen überspannt haben und dann später auch Rechensysteme entwickelt haben, mit denen wir rund um die Uhr interagieren können.

Deswegen tauchte der Begriff in den 80ern auf und darum verbinden wir ihn heute mit Smartphones.

Bis bald.