====> 30x Fotogeschichte(n) - Ein Lesebuch für Fotograf*innen mit und ohne Kamera <====
Themenpate: @Nicht_Sicher_
Als Tinnitus wird ein durchgehender Pfeifton bezeichnet der oft als äußerst unangenehm empfunden wird.
- https://de.wikipedia.org/wiki/Tinnitus
- http://www.dimdi.de/static/de/klassi/icd-10-who/kodesuche/onlinefassungen/htmlamtl2016/chapter-viii.htm
- http://www.icd9data.com/2012/Volume1/320-389/380-389/388/388.3.htm
Bild: By Jason Rogers – originally posted to Flickr as Day 642 / 365 – Myself is against me, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11916971
Würde ich den heutigen Themenvorschlag von @Nicht_Sicher_ angemessen vertonen, dann wäre ich wahrscheinlich die Hälfte meiner Hörer los. Der hat nämlich vorgeschlagen über den Tinnitus zu sprechen und das ist ja ein durchgehender, meist ziemlich hoher Piepton. Und vom Tinnitus sind immerhin rund 25% der Leute betroffen. Das heißt, ¼ der Leute läuft da draußen mit einem mehr oder weniger permanenten Fiepton im Ohr durch die Gegend.
Ich habe das auch manchmal. Speziell dann, wenn es eigentlich um mich herum ruhig ist, nehme ich einen Fiepton wahr. Der ist aber Gott sei Dank nicht permanent. Es gibt Menschen, die werden diesen Ton nie los. Und ich kann den auch super gut ignorieren, aber es gibt Menschen, die haben einen so lauten und so durchdringenden Tinnitus, dass er sie im Alltag einschränkt.
Den Tinnitus gibt es in zwei Geschmacksrichtungen: Nämlich als objektiver Tinnitus und als subjektiver Tinnitus. Den objektiven Tinnitus – Du hast es wahrscheinlich erraten – den kann man messen. Das heißt, der wird in der Regel verursacht durch eine Schwingung im Körper oder durch eine Nervenreizung oder ähnliches. Jedenfalls gibt es Instrumente, mit denen man diesen Tinnitus wirklich nachweisen kann.
Der subjektive Tinnitus ist nicht weniger real, aber man kann ihn halt nicht messen und das erschwert natürlich auch die Ursachenforschung ganz ungemein. Und dass es überhaupt diese Unterscheidung gibt, das zeigt eine Eigenart unseres Denkorgans. Denn Geräusch entsteht ja nicht im Ohr, sondern Geräusch entsteht in unserem Gehirn. Und das bedeutet, dass beim Fabrizieren eines Geräuscheindrucks unglaublich viele verschiedene Elemente beteiligt sind.
Da haben wir einmal den Ton selber. Dann haben wir unser Hörorgan. Dann haben wir die Nerven, die die verschiedenen Reize aufnehmen. Dann haben wir das Gehirn, das die Signale dieser Nerven entgegennimmt und daraus einen Eindruck erzeugt und dann haben wir noch unser Bewusstsein, das diesen Eindruck deutet.
So mag es ja sein, dass mein Gehör auch fiept, wenn ich zum Beispiel in einem Konzert unterwegs bin oder im Kino sitze. Da höre ich es aber nicht. Ich höre mein Fiepen erst, wenn es um mich herum ruhig ist. Es könnte jetzt sein: Entweder, weil das Fiepen so ganz, ganz, ganz, ganz leise ist oder aber, weil ich dann erst in der Lage bin, mich darauf zu konzentrieren. Oder mein Gehirn meint einfach jetzt auf einen wie auch immer gereizten Nerv reagieren zu müssen und das dann eben als Fiepton zu interpretieren.
Und so unterschiedlich wie die verschiedenen Symptome sein können, so unterschiedlich sind auch die bekannten Ursachen von einem subjektiven Tinnitus. Da kann zum Beispiel ein Fremdkörper im Gehörgang stecken. Ein Pfropfen aus Ohrschmalz ist zum Beispiel ein häufiger vorkommender Fremdkörper. Oder es gab ein Knalltrauma, also ein lautes, plötzliches Geräusch in der Nähe vom Ohr. Oder man hatte einen Infekt. Oder es gab einen Hörsturz. Die Dekompressionskrankheit beim Tauchen kann einen Tinnitus produzieren. Es gibt verschiedene Krankheiten, die den Tinnitus als Symptom haben usw. usw. Da gibt es eine längere Liste.
Und wie behandelt man sowas nun? Naja, das hängt jetzt zunächst mal davon ab, ob man es überhaupt behandeln muss. Wer so einen friedlichen Tinnitus wie ich hat, der rennt wahrscheinlich nicht zum Arzt, um sich den wegbehandeln zu lassen. Aber wer manchmal nicht schlafen kann vor lauter Geräusch oder Gesprächen nicht mehr folgen kann, der ist dann doch deutlich belastet und wahrscheinlich irgendwann beim Arzt.
Ja und die Behandlungsmethoden sind dann eben genauso vielseitig, wie die möglichen Ursachen. Es gibt zum Beispiel Menschen, die haben nur einen Tinnitus, wenn sie besonders unter Druck und Stress stehen. Da ist dann die mögliche Behandlung eher psychotherapeutischer Natur und es geht eher um Stressbewältigung und Entspannung.
Wenn Menschen einen Tinnitus haben, weil sie unter hohem Blutdruck leiden oder weil Nebenwirkungen von Medikamenten verzeichnet werden, dann greift man dabei ein. Dann gibt es auch Behandlungsformen, die sozusagen eine Art Gegengeräusch, also eine Art Gegenwelle erzeugen, um den Tinnituston auszuschalten. Und es gibt Klangtherapie oder eben auch ganz gezielte medikamentöse Therapien.
Und wenn es ein Tinnitus ist, der durch einen Ohrenschmalzpfropfen verursacht wird, naja, dann wird einem einfach mal das Ohr gewaschen.
Apropos, as soll auch ein besonders wirksames Hausmittel sein: Einfach mal eine Dusche laufen lassen und dem Geräusch zuhören. Das gibt’s auf YouTube als 6-Stunden langes therapeutisches Video. Ich will nur hoffen, dass wer immer dieses Video gemacht hat – dass das nicht in Echtzeit aufgenommen hat und da hektoliterweise Wasser einfach mal so durch den Abguss gejagt worden sind.
Ja und dann habe ich gehört, soll ja Podcasthören unglaublich therapeutisch gegen Tinnitus wirken. Jaaaa, jaa, das habe ich gehört. Das ist wirklich so und bei mir ist es definitiv so – wenn ich Podcast höre, dann habe ich keinen Tinnitus. Und jetzt vielleicht noch die Auflösung, warum Tinnitus ein Thema für Folge 388 war. Das ist eigentlich ganz einfach: Es gibt ein Diagnose-Handbuch, mit dessen Hilfe besonders im amerikanischen Raum Krankheiten und gesundheitliche Probleme aller Art diagnostiziert werden.
Dieses Handbuch beschreibt genau, welche Bedingungen erfüllt sein müssen, um eine Diagnose stellen zu können. Darin gibt es ein Kapitel, das sich eben auch mit verschiedenen Ohrenkrankheiten und Ohrenproblemen auseinandersetzt. Inzwischen ist dieses diagnostische Handbuch in der 10. Version auf dem Markt und bei den verschiedenen Versionen werden gerne mal die Nummerierungssysteme umgestellt. Deswegen gibt es oft noch den Vorgänger-Code und den aktuellen Code – Seite an Seite. Für den Tinnitus ist der ICD-Code und zwar der ICD-Code nach ICD 9, also der letzten Version, die – Du ahnst es – 388. Und das ist der Themenanker für heute.
Bis bald.
2 Kommentare
Seit 388 Folgen an erster Stelle meiner Pocastliste. Ideale Länge und du gehörst zu meinem Einschlafritual als gute Nacht Geschichte
Hallo Rolf, das freut mich riesig! Danke für das Lob!