====> 30x Fotogeschichte(n) - Ein Lesebuch für Fotograf*innen mit und ohne Kamera <====
Sieben… Na, sollen wir noch mal über Magie reden? Ach was, Psychologie ist viel interessanter, z.B. wenn es um unser Gehirn und unser Gedächtnis geht.
Episodenlinks & Quellen:
- Die magische Zahl 7:
- Musik: http://www.bensound.com/royalty-free-music/track/the-jazz-piano
- Song of the count: https://www.youtube.com/watch?v=ZIniljT5lJI
- Episodenbild: https://www.flickr.com/photos/protographer23/250593029
Nicht berücksichtigt (diesmal):
- Astronomie: Weiße Zwerge (liegen auf Ebene 7 des Hertzsprung-Russel Diagramms)
- 7 Wunder der antiken Welt
- 7 Todsünden
- 7 Weltwunder
- 7 Sekunden Videos (Vine etc..)
- 7 Zwerge (tja :-)) Märchen hatten wir ja schon bei der 3 🙂
- 7 of 9 aus Star Trek
Man muss es mal wirklich festhalten: Praktisch alle Zahlen, die sich mit einem einzelnen Wort ausdrücken lassen von der Null bis zur Zwölf sind magisch. Aber da ist eine Zahl, die ist magischer als alle anderen. Die magische Zahl sieben.
Übrigens ist das auch ein feststehender Begriff: Die magische Zahl sieben +/- zwei nämlich. Als Du gerade gelächelt und genickt hast, dann hast Du wahrscheinlich einen psychologischen Hintergrund. Denn der Titel “The Magical Number Seven, plus or minus two” ist ein klassisches Paper der modernen psychologischen Wissenschaft, wurde 1956 von einem Psychologen namens George A. Miller in dem Fachmagazin Psychological Review veröffentlicht und beschäftigte sich mit dem menschlichen Kurzzeitgedächtnis.
Solche Experimente laufen auch immer ähnlich ab. Hilflose Psychologie-Studenten, die nicht weglaufen können, werden in Versuchslabore gesperrt, wo sie im Dienste der Wissenschaft zufällige Zeichenketten, Buchstabensammlungen, Zahlen, Bilder präsentiert bekommen und sich merken müssen und dann wiedergeben müssen. Es wird dann festgehalten, ab welcher Zahl von einzelnen Informationen Fehler auftauchen. Und wenn man das statistisch auswertet, kommt man ungefähr auf eine Zahl von um die sieben Informationseinheiten.
Das menschliche Gehirn ist dabei übrigens toll darin, Informationseinheiten zu gruppieren. Das heißt, sieben wahllose Buchstaben mögen schwer zu merken sein oder gerade noch so zu merken sein. Wenn man die aber umsortiert und ein Wort daraus macht, ist das nur noch eine einzelne Informationseinheit und die kann ich mir super einfach merken. Das heißt, ich kann mir natürlich locker sieben Worte merken, wo ich sicherlich mit derselben Anzahl Buchstaben aus diesen sieben Worten in zufälliger Reihenfolge so meine Probleme gehabt hätte.
Dasselbe gilt für Zahlen, Bilder etc. Und wir reden natürlich von hochmotivierten Studenten, die versuchen diese Zeichenketten im Kopf zu behalten und auch nichts anderes in dieser Zeit zu tun haben. Ich habe jetzt hier schon ein paar Punkte angemerkt, die vielleicht solche Erkenntnisse wie Miller’s Law von der Realität unterscheiden. Wer nämlich draußen unterwegs ist und in seinem Alltag mit Informationen konfrontiert wird, hat selten erstens nichts anderes im Sinn. Zweitens: Den Höhepunkt seiner geistigen Leistungsfähigkeit und Motivation zu dem Zeitpunkt, vielleicht sind wir müde, vielleicht bin ich auch schon ein paar Tage älter, vielleicht bin ich abgelenkt oder beschäftige mich gedanklich mit etwas anderem als mit der anstehenden Merkaufgabe und deswegen treffen wir in der Realität tatsächlich oft deutliche niedrigere Zahlen an. Menschen können sich also keine sieben Informationseinheiten oder gar neun auf einmal merken im Alltag, sondern die merken sich eher so zwei, drei Dinge. Und das passt zu ein paar Daumenregeln, die ich in meiner beruflichen Laufbahn auch schon mehrmals angetroffen habe.
Ich habe diverse Male Vorträge gehalten, ich habe über Jahre hinweg Präsentationen auf Konferenzen erarbeitet und präsentiert. Und dort gibt es zwei Daumenregeln, an die ich mich immer versucht habe zu halten. Die eine sagt, dass man nicht mehr als drei elementare Informationen in einer Präsentation transportiert bekommt. Das heißt, das Publikum nimmt maximal drei Dinge mit aus einer Präsentation und man tut gut daran, sich diese drei Dinge vorher zu überlegen und an denen entlang die Präsentation aufzubauen.
Und die zweite Daumenregel ist: Nie mehr als fünf Informationen oder fünf Bulletpoints oder fünf einzelne Elemente auf einem einzelnen Slide zu präsentieren. Es gibt dann noch ein paar Dinge außen herum: Wiederholung ist gut; Dinge, die sich aufeinander beziehen und damit Ketten bilden, also dem Gehirn dabei helfen, logische Einheiten zu bilden, sind gut. Aber diese zwei Daumenregeln: Drei maximal transportierbare Inhalte. Fünf maximal auf Slides zu packende einzelne Elemente, die haben sich wieder und wieder als wirklich sehr treffend herausgestellt.
Halten wir also fest: Wir können uns so um die sieben Informationen merken, auf einmal. Und manche von denen, wenn wir sie als relevant empfinden, landen dann auch im Langzeitgedächtnis. In der Praxis, wenn wir abgelenkt in unserem Alltag mit vielleicht nicht ganz idealen Bedingungen konfrontiert sind, sind es meistens weniger als sieben. Und für Aufgabenstellungen wie Präsentationen, Vorträge oder auch wichtigen Gesprächen tun wir gut daran, weniger Informationen reinzupacken und die dafür an andere Stellen anzuknüpfen, sodass unser Gehirn in die Lage versetzt wird Chunks – also Informationenshäufchen zu bilden.
Es gibt übrigens in der Psychologie noch ein paar andere magische Nummern, wie soll es anders sein? Es gibt eine Magical Number Four und eine Magical Number Two und es wird in diesem Kontext darüber diskutiert, wieviele Informationen wir auf einmal aufnehmen können, wieviel davon auf einmal transportiert wird usw. Aber diese Magical Number Seven hat eine ganz besondere Karriere hingelegt, denn wir finden sie praktisch überall wieder.
Und ich, ich bleibe jetzt unter den magischen Sieben-Minutengrenze mit diesem Podcast und hoffe, es hat Dir auch dieses Mal Spaß gemacht zuzuhören.
Bis morgen!
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