====> 30x Fotogeschichte(n) - Ein Lesebuch für Fotograf*innen mit und ohne Kamera <====
Themenpate: @Nicht_Sicher_
Menschen schauen gerne in die Tiefe, besonders gerne von halbfertigen Brücken aus. Die nennen sie dann Skywalk und verlangen Eintritt…
- http://www.sattel-hochstuckli.ch/de/winter/attraktionen/Haengebruecke.php
- http://www.bergastigen.se/Skywalk.html
- https://de.wikipedia.org/wiki/Skywalk
- https://www.checkfelix.com/reiseblog/7-spektakulaersten-skywalks/
- http://www.morgenpost.de/vermischtes/article207988681/1400-Meter-ueber-dem-Abgrund-Neuer-Skywalk-in-China-eroeffnet.html
Bild: By Theo Lauber – panoramio, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=18901447
Wir Menschen sind schon seltsame Tiere. Eines der Dinge, die wir unglaublich gerne machen ist uns in Situationen zu bringen, in denen wir Nervenkitzel spüren. Eine ziemlich sichere Methode, um Nervenkitzel zu spüren ist, wenn wir in einen Abgrund schauen. Deswegen gibt es alle möglichen Attraktionen, die auf möglichst sichere Art und Weise Menschen in den Abgrund blicken und manchmal auch stürzen lassen.
Da werden Achterbahnen gebaut, da werden Freefall-Türme konstruiert, da gibt es Bungee-Jumping Wettbewerbe von Brücken runter und Aussichtsplattformen in schwindelerregender Höhe. Und solche Aussichtsplattformen, besonders wenn sie spektakulär sind, aber manchmal auch ganz unspektakuläre, werden unglaublich gerne als Skywalk bezeichnet. Dabei sind Skywalks meistens Konstruktionen, die wirklich nur für Touristen gebaut werden.
Die meisten Skywalks sehen in irgendeiner Form aus wie Brücken und wie Brücken, sind sie in aller Regel in schwindelerregender Höhe. Einer der bekanntesten Skywalks dürfte der Gran Canyon Skywalk sein, der über den Gran Canyon hinaus führt. Und die besten Skywalks haben dann in aller Regel auch noch einen Glasboden – uuuuuuuhhhhhhh, da hat man dann besser keine Höhenangst.
Skywalks reichen jedenfalls von banal bis spektakulär. Zum Beispiel bin ich Jahre lang, jedes Jahr zur Cebit nämlich, über den sogenannten Skywalk vom Messebahnhof zum Messegelände gelaufen und das war eigentlich nur eine überdachte Fußgängerbrücke und mein persönlicher Tiefstpunkt in Sachen Skywalk habe ich in Schweden erlebt. Da wurde uns nämlich ein Prospekt mit touristischen Attraktionen zugesteckt und eine dieser Attraktionen war ein Wanderweg mit einem Skywalk.
Lumpi hätte keine Kosten und Mühen dafür gescheut, hieß es. Und es war ein Bild dabei, das wirklich den Eindruck vermittelte, man wäre einiges an Höhe und einiges an Aussicht reicher, wenn man diesen Skywalk besuchen würde. Wir haben das dann auch getan. Nicht nur, dass der Ort totlangweilig war, der Wanderweg an einer Autobahn entlang führte – nein, dieser Skywalk war nicht mal in 10 Metern Höhe und über einem Bach angebracht. Das heißt, jawoll, wir haben ihn gefunden. Jawoll, wir sind da drauf gelaufen – beeindruckend ist anders; Ausblick gab es auch keinen.
Ein ganz anderes Kaliber ist dann natürlich der Gran Canyon Skywalk. Der hat jährlich 700.000 Besucher. Der hat 30 Mio. Euro gekostet. Das Gras ist 10 cm dick und das ganze Ding ist in 1.100 Metern über dem Colorado River. Das ist dann schon mal nett. Ich weiß immernoch nicht genau, warum man 30 Euro Eintritt für sowas ausgibt – ich meine, man kann ja auch einfach mal Wandern gehen in der Region, da hat man doch auch atemberaubende Ausblicke -, aber vielleicht ist ja dann Nervenkitzel in so großer Höhe über dem Abgrund zu stehen, den Eintrittspreis wert. Mal sehen – ich werde es irgendwann ausprobieren.
Ein anderer spektakulärer Skywalk ist die Five Fingers in Österreich. Der kostet gar keinen Eintritt, ist in “nur” 400 Metern Höhe, aber hat dafür einen ebenso spektakulären Blick auf der Hallstädter See und die Umgebung.
In Malaysia gibt es die Langkawi Sky-Bridge, die eine komplette Hängebrücke ist, mit 125 Meter Länge – auch nicht schlecht. Und eine kurvige Brücke noch dazu. Selbstverständlich blickt die nicht einfach auf eine Autobahnraststätte oder auf ein Industriegebiet, sondern auch in spektakulärer Natur. Das lässt sich sowieso festhalten: Bei diesen ganzen Skywalks sind eigentlich nicht die Skywalks, sondern die Natur, in die sie hineingepflanzt wurden, der Star.
Davon gibt es allerdings auch ein paar nennenswerten Ausnahmen. Zum Beispiel der Willis Tower in Chicago. Der hat im 103. Stockwerk eine Besucherplattform und die hat einen Glasboden. Bei gutem Wetter kann man von der Plattform aus 70 km weit schauen und man befindet sich in schwindelerregenden 412 Metern Höhe. Das Hochhaus selber ist übrigens der höchste Wolkenkratzer der USA und bringt es auf 527 Meter Höhe. Was das genau heißt und dass man da dann auch ganz sicher von einem Wolkenkratzer sprechen kann, das kannst Du Dir übrigens in Folge 150 noch einmal anhören.
Gibt es denn so etwas wie einen König der Skywalks? – Ja, den gibt es auch. Im August 2016 wurde der eröffnet und zwar in China. Da wurde nämlich ein nigelnagelneuer Skywalk eingeweiht, der 1.400 Meter über dem Abgrund ist und damit im Augenblick wahrscheinlich der spektakulärste aller Skywalks ist. Die Länge von diesem Skywalk ist allerdings nicht ganz so beeindruckend wie der heutige Themenanker, denn der in China hat nur 100 Meter. Unser Themenanker ist aber der Reiffeisen Skywalk in der Schweiz und der kommt auf 374 Meter Länge und ist damit die längste Fußgänger-Hängebrücke der Welt.
Den Themenanker verdanken wir einem Themenpaten, nämlich dem Twitternutzer @Nicht_Sicher_
Bis bald.